Lange Reisen und Schichtarbeit können unseren Tag-/Nacht-/Rhythmus ganz schön durcheinanderbringen. Eine Störung der inneren Uhr bedeutet physiologischen Stress und beeinträchtigt besonders auch die Darmflora. Übergewicht, Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen oder eine erhöhte Infektionsgefahr können die Folge sein.
Das Leben auf der Erde und daher auch von uns Menschen wird von zirkadianen Fluktuationen gesteuert. Ursache ist die unterschiedliche Verfügbarkeit von Licht und der dadurch entstehende Tag-/Nacht-/Rhythmus, der durch die Drehung der Erde um ihre eigene Achse entsteht. Mit der inneren biologischen Uhr haben wir uns dieser Gegebenheit angepasst und können unsere physiologischen Prozesse mit der geophysikalischen Zeit koppeln.
Jetlag führt zu Folgeerkrankungen.
Diese innere Uhr arbeitet im 24-Stunden-Rhythmus und ist auch als zirkadianer Rhythmus bekannt. Er wird bei vielen Menschen immer öfter gestört, was ein Zeichen unserer Zeit und des modernen Lifestyles ist: Schichtarbeiter arbeiten zu jeder Tages- und Nachtzeit und sind nächtlich lichtexponiert, viele Menschen fliegen durch unterschiedliche Zeitzonen. Oder es ist einfach nur die helle Straßenbeleuchtung, der laute Nachbar oder das Smartphone im Bett, das uns den Schlaf raubt.
Jetlag ist die Folge: Es wirkt ein physiologischer Stress auf den Menschen, der mit vielen Erkrankungen in Verbindung gebracht wird, beispielsweise Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2, Krebs, kardiovaskulären Erkrankungen oder auch einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte. Welche Mechanismen genau dahinter stecken, ist noch unklar.
Die zirkadiane Uhr steuert viele biologische Prozesse
Etwas mehr weiß man über die inneren Schrittmacher: Der zirkadiane Rhythmus besteht aus einem zentralen Uhr-Gen im hypothalamischen Nucleus unseres Gehirns und einem untergeordneten peripheren Uhr-Gen in anderen Körperregionen. Die Umgebung (also die Lichtbedingungen) beeinflusst einerseits das zentrale Uhr-Gen, dieses wiederum nimmt Einfluss auf das periphere Uhr-Gen mittels hormoneller und neuronaler Signale.
In der Peripherie kontrolliert die zirkadiane Uhr schließlich viele biologische Prozesse – hierzu zählen der Stoffwechsel oder auch die kognitive Funktion. Physiologischer Stress infolge von Störungen des Schlaf-/Wach-/Rhythmus dürfte daher Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben.
Bei Störungen der inneren Uhr ändert sich auch die Zusammensetzung der Darmflora.
Israelische Wissenschafter vom Weizmann Institute of Science haben herausgefunden, dass die Darmflora ihren Biorhythmus mit jenem des Wirts, also des Menschen, synchronisiert. Wenn der zirkadiane Rhythmus gestört ist, dann verändert sich auch die mikrobielle Darmbesiedelung.
Weiters entdeckten die Forscher, dass mit dem zirkadianen Rhythmus die Häufigkeit verschiedener Arten von Bakterien im Verlaufe des Tages zu- oder abnimmt. Und nicht nur das: Die Darmmikroben nehmen je nach Tages- oder Nachtzeit unterschiedliche Funktionen wahr. So wurde in den Untersuchungen beobachtet, dass sich die Bakterien in der Dunkelheit dem Stoffwechsel widmeten, die mit dem Energiehaushalt oder der Nahrungsverwertung zusammenhingen, während in Lichtphasen zum Beispiel vorrangig andere Vorgänge wie die Entgiftung stattfanden.
Die Darmbakterien erhalten ihren Takt offenbar über die Uhrzeit, zu der gegessen wird. Ist die innere Uhr gestört, so wird auch das mikrobielle Gleichgewicht im Darm beeinträchtigt. Dieses in der Folge wiederherzustellen ist oft schwierig und meist nur mit Hilfe von Probiotika möglich. Ist die Nahrungszufuhr zu fettreich, kann es bei rhythmischen Schwankungen zu Stoffwechselproblemen wie Übergewicht und Glukoseintoleranz sowie einem steigenden Blutzuckerspiegel kommen.
Vielflieger und Schichtarbeiter sind häufig davon betroffen. Ein ausreichendes Maß an qualitativ hochwertigem Schlaf ist also nicht nur für unsere Energie, unsere Stimmung, sondern auch für unsere Verdauung und unsere Gesundheit extrem wichtig.