Bislang fanden Cannabinoide in der Krebstherapie vor allem zur Behandlung von Übelkeit und Schmerzlinderung Verwendung – und das vor allem bei Erwachsenen. Nun gibt es erste überzeugende Ansätze, die direkte, aktive Wirkung von CBD (Cannabidiol) in der unterstützenden Behandlung des Neuroblastoms anzuwenden.
Unter dem Neuroblastom versteht die Medizin eine bestimmte Wucherung aus Nervengewebe. Es entarten unreife (embryonale) Zellen des sympathischen Nervensystems. Entsprechendes Gewebe findet man beispielsweise im Nebennierenmark und im Bereich der Wirbelsäule. Meist sind Kleinkinder betroffen. Bis zum Schulalter hin nimmt die Häufigkeit entsprechend ab. 90 % der Betroffenen erkranken bis zum 6. Lebensjahr.
Neuroblastome wachsen still vor sich hin und machen sich erst bemerkbar, wenn andere Körperbereiche beeinträchtigt werden.
Stille Gefahr
Das große Problem ist, dass dieser bösartige Tumor oft völlig still vor sich hinwächst und erst dann Beschwerden macht, wenn das Primärgeschwulst andere Strukturen oder Organe verdrängt bzw. wenn Metastasen Organe der Nachbarschaft befallen und in deren Funktion beeinträchtigen. Also ein recht „hinterhältiger“ Krebs und nach der Lymphatischen Leukämie die häufigste Krebsform bei Kleinkindern. Nichtsdestotrotz können im Einzelfall aber auch ältere Kinder und sogar Erwachsene erkranken.
Zu den Ursachen ist wenig bis nichts bekannt. Von einer genetischen Vererbung muss man nicht ausgehen. Derzeit glaubt man, dass die Entartung dieser neuroembryonalen Zellen bereits im Mutterleib beginnt und möglicherweise eine Folge von nicht näher definierten Chromosomen- oder Genveränderungen ist.
Chirurgie, Chemo- und Strahlentherapie beherrschen derzeit noch das Behandlungsfeld – im Wissen darum, dass die beiden letzteren Methoden im Kontext mit einem heranreifenden Organismus einiges an Risiken bergen. Daneben gibt es noch weitere Optionen wie etwa die MIBG-Therapie – eine Behandlung mit radioaktiv markiertem Methyljodbenzylguanidin. Weiters gibt es Versuche der Immunstimulation, um die körpereigene Krebsabwehr zu aktivieren, oder einen Einsatz von Retinsäure, um verbliebene Tumorzellen zu eliminieren.
CBD in der Krebsbehandlung?
Dazu werden laufend „Euphoriemeldungen“ publiziert, die vor allem deshalb mit Zurückhaltung bewertet werden müssen, weil es sich teilweise lediglich um Grundlagenforschung handelt. Denn in der Praxis ist es ein erheblicher Unterschied, ob man ein paar isolierte Krebszellen im Labor vernichtet oder ob sich eine Behandlungsmethode in der Komplexität des menschlichen Organismus bewähren muss.
CBD schnitt in seiner Wirkung deutlich besser ab als THC.
Interessant wird es immer dann, wenn es sich um publizierte, nachvollziehbare Studien handelt, wie jene einer israelischen Forschergruppe, die sich der Wirkung von CBD und THC auf Neuroblastomzellen widmeten, wobei CBD in den Untersuchungen deutlich besser abschnitt.
CBD (Cannabidiol) ist ein wichtiger Wirkstoff (Cannabinoid) der Hanfpflanze. Im Gegensatz zu THC (Tetrahydrocannabinol) wirkt CBD nicht euphorisierend. Detailliertere Informationen zum Thema CBD finden Sie im Übersichtsartikel hier.
Bisher beschränkte sich die Verwendung von Cannabinoiden in der Krebstherapie vor allem auf die palliative Milderung von Übelkeit (durch die Zytostatikagabe) und Schmerzen.
CBD löste eine Selbstzerstörung von Tumorzellen aus und hemmte das Wachstum neuer Zellen.
THC und CBD hemmen das Wachstum von Krebszellen
Die Gruppe beleuchtete nun sowohl die In-vitro-Effekte der beiden Substanzen im Labor als auch deren Effekte in vivo – also an menschlichen Zellen. In Summe entdeckten sie sowohl zytostatische Effekte, die das Wachstum der Krebszellen hemmten als auch apoptotische Wirkungen.
Darunter versteht man in diesem Falle die Selbstzerstörung von Krebszellen, sowie eine Hemmung des Gefäßwachstums im Tumorgewebe, was in der Praxis zu einer Mangelversorgung des Tumorgewebes und dessen Verkleinerung führt. Das Besondere war weiters, dass man sich einem Tumor zugewandt hatte, der vor allem bei Kindern auftritt.
Der positive Ansatz dieser Studien könnte vor allem dazu verwendet werden, um durch die unabhängig aktive Rolle des CBD die Dosis der schweren Medikamente in der Chemotherapie und damit deren Nebenwirkungen zu reduzieren. Aufgrund der psychoaktiven Begleitwirkungen und der rechtlichen Situation von THC kommt dabei nur CBD als therapeutische Option in Frage.