Gesteigerte Gewaltbereitschaft und beeinträchtigtes Sozialverhalten sind nicht immer nur psychologisch deutbare Phänomene. Auch eine Fehlernährung mit Mikronährstoff-Unterversorgung kann eine Rolle spielen. Konkret die Omega-3-Fettsäuren, die in „Fast Food“ so gut wie nicht vorkommen. Sie machen cool, chillig und entspannt.
Vor allem im städtischen Bereich treten bei Jugendlichen höhere Level an Gewaltbereitschaft auf, die mit einem gestörten Sozialverhalten assoziiert sind. Unter den Entstehungsfaktoren, die in der Regel aus der psychologischen Ecke gedeutet werden, fand nun ein ganz neuer besonderes Interesse – der Mangel an Omega-3-Fettsäuren. Ihr Einsatz könnte sich sogar im Fall von ADHS lohnen (siehe Artikel).
Fisch und Omega-3-reiche Nahrung steht nicht am Speiseplan der Generation Fast Food.
Omega-3-, aber auch Omega-6-Fettsäuren sind langkettige Fettsäuren, die für die reguläre Entwicklung des Gehirns und die Stabilisierung bestimmter Abläufe essentiell sind (mehr Infos zum Thema hier). Leider kommen sie in relevanten Mengen fast nur in bestimmten Fischen vor und Fisch steht extrem selten auf dem Speiseplan der „Fast-Food-Generation“. Bei Omega-3-Fettsäuren-Mangel laufen offenbar manche aus dem Ruder.
Studie mit Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren
Eine Studie der Universität Cambridge aus dem Jahr 2016 versuchte, an 196 Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren diesem Phänomen auf die Spur zu kommen. Es wurde ihnen ein Präparat mit zwei ausgewählten Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) in einer Dosis von 281 mg pro Tag sowie ein Multivitamin-Präparat über eine Periode von 12 Wochen verabreicht.
Für die Aufzeichnung ihres Verhaltens bzw. der Verhaltensänderungen setzte man so genannte „Conners‘ Teacher Ratings“ sowie allgemeine Aufzeichnungen von Disziplinarproblemen ein. Zu Studienbeginn waren die Werte der mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFA) Omega-3/Omega-6 sowie der Vitamine und Minerale niedrig, verbesserten sich aber im Rahmen der Behandlung signifikant.
Besonders weniger disziplinierte Jugendliche profitierten in ihrem Verhalten von einer Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren.
Zunächst schien es so zu sein, dass sich mit Dauer des Schuljahres sowohl die Placebogruppe als auch die Jugendlichen unter Behandlung in ihrem Verhalten verschlechterten. Als man jedoch eine Trennung zwischen geringer und höher undisziplinierten Jugendlichen vornahm, war bei Jugendlichen mit höherer Disziplinlosigkeit ein positiver Effekt zu sehen.
Ersatz von Mikronährstoffen zeigt Wirkung
Die Autoren gaben dabei zu bedenken, dass die getesteten Jugendlichen eher diszipliniert waren, was die klare statistische Identifizierung eines positiven Effekts erheblich erschwert. Das galt besonders für die Disziplinardaten der Schulen, in den Rückmeldungen der Lehrer zeigte sich eine deutlichere Schutzwirkung gegen eine Verschlechterung des Verhaltens. Dennoch gingen sie grundsätzlich davon aus, dass der Ersatz der Mikronährstoffe einen klar positiven Effekt hat.
Für die Zukunft wird man deshalb versuchen, durch höhere Probandenzahlen und Variation der Dosierung – insbesondere die Omega-3-Fettsäuren dürften hier die entscheidende Rolle spielen – tiefere Einblicke in die Problematik zu gewinnen. Die „uncooolen“ Omega-3-Fettsäuren könnten also wirklich helfen, dass unsere Jugend wieder etwas „gechillter“ wird.