Wegen des Verdachts, unter bestimmten Voraussetzungen Brustkrebs auszulösen, fielen synthetische Östrogene in „Ungnade“. Dass pflanzliche Östrogene allerdings gerade das Gegenteil bewirken, ist eine kleine Sensation.
Seit gut drei Jahrzehnten diskutiert die Wissenschaft heftig die Vor- und Nachteile der Hormonersatztherapie in der Menopause. Auf eine erste Euphorie in Bezug auf die Behandlung mit Östrogenen folgten ernste Bedenken hinsichtlich des potentiellen Brustkrebsrisikos insbesondere durch die Verabreichung von synthetischen Östrogenen.
Ob und wie Frauen in den Wechseljahren ihren Hormonhaushalt durch Östrogenersatz wieder in Balance bringen, hängt neben der Familienanamnese und Brustkrebsvorsorge vor allem vom Leidensdruck aufgrund der Wechselbeschwerden ab. Diese können oft sehr quälend sein.
Eine willkommene Alternative waren die sogenannten Phytoöstrogene – also östrogenanaloge Stoffe pflanzlicher Herkunft. Insbesondere auch, weil man schon vor Jahren davon ausgegangen war, dass dieser natürliche Hormonersatz zu keinem erhöhten Brustkrebsrisiko führen würde.
Was sind Phytoöstrogene?
Die pflanzlichen Östrogene sind eine Gruppe unterschiedlicher Substanzen. Die Hauptvertreter sind die so genannten Isoflavonoide sowie die Lignane. Die wichtigsten Vertreter sind Genistein und Daidzein.
Sie kommen hauptsächlich in tropischen Hülsenfrüchten vor – also etwa in Soja oder Mung-Bohnen. Lignane wie Secoisolariciresinol und Matairesinol finden sich in Leinsamen und Getreide. Auch ihre Wirkung imitiert gleichsam jene des Sexualsteroids Östrogen.
Diese Natursubstanzen gleichen in ihrer chemischen Struktur dem körpereigenen 17β-Östradiol. Daher können sie an den Östrogenrezeptoren andocken. Der Unterschied liegt in der Wirkintensität, denn die pflanzlichen Verwandten des menschlichen Östrogens besitzen nur ein Tausendstel seiner Wirksamkeit. Man glaubt deshalb, dass sie das krebsfördernde Potenzial der Östrogene drosseln können.
Lignane senken Brustkrebsrisiko?
Eine französische Studie untermauert die krebshemmende Wirkung der Lignane. Sie hat die Wirkung unterschiedlicher Lignane auf das Wachstum von Brustkrebszellen untersucht. Sowohl Secoisolariciresinol, insbesondere aber das Anhydrosecoisolariciresinol, konnten in diesem Versuch das Wachstum der Krebszellen signifikant hemmen. Es muss trotz des erfreulichen Ergebnisses dabei aber angemerkt werden, dass es sich dabei um eine in-vitro-Studie handelte, die im Labor stattfindet und nicht am Menschen.
Ausreichend hohe Lignanzufuhr führte zu einer Reduktion des Brustkrebsrisikos um bis zu 14 %.
Epidemiologie bestätigt Risikosenkung!
Wesentlich griffiger sind Daten, die den direkten Zusammenhang zwischen einer hohen Lignanzufuhr und der Verminderung des Brustkrebsrisikos zum Inhalt haben. Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg konnte durch eine Metaanalyse – dabei bewertet man die Daten mehrerer Studien – herausfinden, dass sich diese Annahme bestätigen lässt.
In diese Metaanalyse wurden die Ergebnisse von insgesamt 21 Studien einbezogen. Es zeigte sich, dass eine hohe Lignanzufuhr vor allem bei Frauen in der Postmenopause mit einer deutlichen Reduktion des Brustkrebsrisikos um 14 % in Zusammenhang steht.
Während detaillierte Studien zu den Wirkmechanismen dieser Stoffe noch ausstehen, zeigen diese Ergebnisse deutlich das Gegenteil jener Befürchtungen, die es gegenüber synthetischen Östrogenderivaten gibt. Eine tägliche Zufuhr von 80 bis 100 mg Phytoöstrogene, wird daher von Experten als empfehlenswert erachtet. Natürlich ist eine Konsultation mit dem Präventionsmediziner Ihres Vertrauens wie immer unerlässlich.
Insgesamt also eine gute Nachricht für all jene, die in der Hormonsubstitution auf Phytoöstrogene – und hier insbesondere Lignane – setzen.