Interessiert man sich für den Bereich der Nutritivmedizin, stolpert man früher oder später über den Begriff „MSM“. Das Allheilmittel aus den USA hat kurz nach der Jahrtausendwende die europäischen Märkte erobert und gehörte eigentlich schon fast zum alten Eisen.
Nun erlebt MSM aber wieder eine Renaissance. Doch was verbirgt sich hinter dieser Abkürzung? MSM steht für die organische Schwefelverbindung Methylsulfonylmethan. MSM kommt auch in unserer Nahrung vor und ist in Milch, Kaffee, Tomaten oder auch Äpfeln enthalten. Ergänzend dazu ist es am Markt seit Jahren in Form von Nahrungsergänzungsmitteln verfügbar. Doch wird das „Wundermittel“ seinen Versprechungen gerecht?
Umweltgifte wie Herbizide und Schwermetalle schädigen unsere Leber .
Alternativmediziner und Therapeuten schwören auf die entgiftenden Eigenschaften von MSM – und das, obwohl die wissenschaftliche Evidenz in diesem Bereich eher dürftig ausfällt. Hier scheint die therapeutische Praxis der Forschung um Meilen voraus zu sein. Und doch gibt es einzelne Studien, welche die leberschützenden und entgiftenden Eigenschaften von MSM beschreiben. Diese beschäftigen sich mit leberschädigenden Wirkungen, welche durch Herbizide, Umweltchemikalien oder auch Medikamente ausgelöst und durch MSM reduziert werden können.
Den Anfang macht Paraquat. Paraquat ist das am weitesten verbreitete Kontaktherbizid und wird gegen breitblättrige Pflanzen und Gräser eingesetzt. Aufgrund seiner hohen Toxizität – es verursacht Nierenversagen, Atemnot, Seh- und Leberschäden und schädigt den Embryo im Mutterleib – ist es in der EU und der Schweiz verboten; nicht aber in den USA und China.
Wer nun aber denkt, dass wir in Europa vor möglichen Paraquat-Rückständen sicher sind, liegt leider falsch. Im November 2018 wurden deutsche Medien und Behörden darauf aufmerksam, dass ein namhafter Nuss-Nougatcreme-Hersteller seine Haselnüsse in Chile anbaut und anschließend nach Europa importiert. Und in Chile ist Paraquat legal. Doch auch Bananen, Kaffee und Kakao werden typischerweise mit dem Herbizid behandelt und dann nach Europa verschifft.
Schädigungen der Leber wie durch Herbizide konnten durch MSM reduziert werden.
Paraquat übt seine schädigenden Wirkungen über die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) aus. Im Gegensatz dazu weist MSM sowohl antioxidative als auch antientzündliche Eigenschaften auf. Eine vor den negativen Effekten von Paraquat schützende Wirkung liegt also nahe. Dieser Hypothese gingen Forscher aus dem Iran nach. Sie setzten Mäuse dem Herbizid Paraquat aus und verabreichten ihnen für mehrere Tage MSM. Die Ergebnisse waren überzeugend: Schädigungen am Lebergewebe konnten durch MSM stark vermindert werden. Gleichzeitig kam es zu positiven Effekten auf verschiedenste antioxidative Schutzsysteme und Leberwerte.
Eien weitere Studie befasste sich mit einem Umweltgift aus der Gruppe der Chlorkohlenwasserstoffe, im Speziellen mit Tetrachlormethan. Auch Chlorkohlenwasserstoffe sind eigentlich verboten, da sie nicht nur zu Leberkrebs führen, sondern auch die Ozonschicht schädigen können.
Leider halten sich nicht alle Länder an dieses Verbot: China beispielsweise nutzt die genannten Chemikalien weiterhin. Gleichzeitig kann die Bildung von toxischem Tetrachlormethan in manchen Reinigungsmitteln durch eine Reaktion mit Chlorbleiche nicht ausgeschlossen werden. Auch hier wurden die protektiven Wirkungen von MSM im Tiermodell getestet; mit ähnlichem Ergebnis: MSM konnte den durch Tetrachlormethan-ausgelösten Tod der Leberzellen verhindern und die oxidative Balance wiederherstellen. Oxidativer Stress wurde reduziert, antioxidative Enzymsysteme stimuliert.
MSM erlaubte bessere Leberwerte und eine geringere Glutathion-Reduktion bei Einnahme des beliebten Schmerzmittels Paracetamol.
Eine dritte Untersuchung zu den entgiftenden Eigenschaften von MSM befasste sich mit dem Medikament Paracetamol. Als schmerzlindernder und fiebersenkender Arzneistoff gehört es weltweit zu den gebräuchlichsten Schmerzmitteln. Obwohl Paracetamol in empfohlener Dosierung sowohl sicher als auch effektiv ist, hat es jedoch einen entscheidenden Nebeneffekt: Der Abbau von Paracetamol verbraucht Glutathion.2
Glutathion ist ein schwefelhaltiges Molekül und zudem Bestandteil eines der wichtigsten antioxidativen Systeme des Körpers. Vor allem bei älteren Menschen kann die Einnahme von Paracetamol zu einem Mangel an schwefelhaltigen Aminosäuren führen. Dies führt dazu, dass langfristig ein Glutathionmangel entsteht und so etwa das kardiovaskuläre Risiko steigt.
Die Pilotstudie evaluierte, ob MSM dieser Glutathion-Entleerung entgegenwirken kann. Hierfür wurde Ratten Paracetamol verabreicht; eine Erhöhung der Leberwerte und stark verringerte Glutathion-Spiegel waren die Folge. Wurde nun MSM eingenommen, fiel die Glutathion-Reduktion weniger stark aus. Auch konnten bessere Leberwerte festgestellt werden. Die Autoren erklären sich die positiven Effekte von MSM über dessen Fähigkeit, Schwefel abzugeben, welcher wiederum für die Synthese von z.B. Glutathion verwendet werden kann.
Fazit: MSM oder auch Methylsulfonylmethan eignet sich dank seiner antioxidativen und antientzündlichen Eigenschaften als effektives Agens, um den Nebenwirkungen diverser Pestizide, Umweltgifte und Medikamente erfolgreich entgegenzuwirken. Obwohl die leberschützende Wirkung der Schwefelverbindung erst noch weiter erforscht werden muss, sind die ersten Studienergebnisse vielversprechend.