Probiotika sind Produkte, mit denen man die Darmgesundheit stabilisieren kann. Insbesondere unterstützen sie die Darmflora. Mit Erfolgen, die sich nicht nur im Darm zeigen, sondern auf der Haut oder in der Prävention von Erkältungen. Nun gibt es auch Daten zu Allergien.
Darmbakterien bei Allergien?
Wenn das Mikrobiom des Darms in Unordnung gerät, kann das tatsächlich böse Folgen haben, die sich nicht als Darmziehen oder Durchfall manifestieren, sondern als quälende Neurodermitis oder Anfälligkeit für Infekte aller Art. Derzeit sieht es allerdings so aus, als wäre das Ende der Fahnenstange dieser Erkenntnisse längst noch nicht erreicht.
Eine so genannte Metaanalyse – dabei werden immer mehrere Studien einer gemeinsamen Auswertung unterzogen, weil eine größere Zahl von untersuchten Personen wissenschaftlich wertvoller ist – hat nun die Fragestellung beleuchtet, ob Probiotika auch bei Allergien helfen könnten. Dieser Ansatz betrifft die Zeit vor und unmittelbar nach der Geburt.
Hintergrundmusik
Im menschlichen Darm finden sich Billionen von Mikroorganismen. Größtenteils handelt es sich bei diesen Kleinstlebewesen um Bakterien. „Darmflora“ ist ein etwas falscher Begriff, da man früher glaubte, Bakterien würden dem Pflanzenreich angehören. Richtiger ist die Bezeichnung „Darmmikrobiom“ oder kurz einfach Mikrobiom. Es handelt sich um ein komplexes Ökosystem enormer Größe.
Früher wollte man uns sogar vom Mikrobiom befreien, heute erkennen wir seine zentrale Funktion.
Dies ist auch ein Ort unfassbarer medizinischer Irrtümer, wollte die Medizin doch einst mittels Spülverfahren und sogar Darmoperationen den Menschen vor dieser bakteriellen Verseuchung „befreien“. Der nächste Irrtum war, zu glauben, es handelt sich um ein System nur für die Verdauung.
Das ist sicher falsch: Wenngleich wir nicht exakt wissen, was wie funktioniert, schreibt man heute folgende Bedeutungen diesem Mikrobiom zu: Hemmung der Ausbreitung von Erregern im Darm, Unterstützung des Immunsystems, Bildung von Vitamin K für die Blutgerinnung, Energieversorgung der Darmschleimhaut sowie den Abbau von Schadstoffen.
Wir alle tragen etwa 1 bis 2 Kilogramm Bakterien in unserem Mikrobiom in uns.
Darm in Zahlen
10 – 100 Billionen vorwiegend anaerobe (brauchen zum Überleben keinen Sauerstoff) Bakterien. Es herrscht eine enorme Vielfalt, bei der man auf Schätzungen angewiesen ist: 1.800 Gattungen mit bis zu 36.000 Arten. Das alles bei einer Gesamtmasse von 1 bis 2 Kilogramm.
Studienergebnisse
Die Metaanalyse bewertete 25 hochqualitative Studien, in denen Probiotika entweder bereits der Mutter vor der Geburt oder dem Neugeborenen nach der Geburt verabreicht wurden. Zusammengefasst wurde das als „frühzeitige Gabe“ definiert. Die häufigste verabreichte Dosierung von Probiotika in den Studien war dabei von 10 Milliarden koloniebildenden Einheiten (CFU).
Die Interpretation der Ergebnisse ist nicht einfach. Diese frühzeitige Gabe reduziert bestimmte Immunglobuline der Klasse IgE, die an der Entstehung von Allergien – bestes Beispiel ist die Neurodermitis – beteiligt sind. Weiters wird das Risiko einer atopischen Sensibilisierung bei Kleinkindern gesenkt. Dies allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Probiotikagabe bereits vor der Geburt begonnen hat.
Diese Studien bieten leider noch wenige Erklärungsansätze zu den genauen Wirkungsmechanismen der Probiotika auf die Entstehung von Allergien. Dies wird Ziel weiterer Untersuchungen sein.
Weiterführende Informationen zum Thema Probiotika finden Sie im Übersichtsartikel sowie in Artikeln zu seinen Anwendungen beispielsweise für Raucher oder im Sport.