Es ist wohl eine der schwersten Schwangerschaftskomplikationen, wenn eine Schwangerschaftsvergiftung, die sogenannte Präeklampsie, auftritt. Nicht nur wegen der gefährlichen Symptome bei den Schwangeren, sondern auch aufgrund der Gefahr von Fehlgeburten. Kleine Dosen von nur 1 g Kalzium scheinen das verhindern zu können.
Die Präeklampsie hatte schon viele Namen: EPH-Gestose (Ödem, Proteinurie, Hypertonie), Schwangerschaftsintoxikation oder Schwangerschaftstoxikose. All diese Begriffe bezeichnen – die alten teilweise besser als die derzeit gebräuchliche Bezeichnung – ein potentiell hoch gefährliches Geschehen, das in der Schwangerschaft eine bedrohliche Komplikation vor allem bei Erstgebärenden oder Schwangeren über 35 darstellen kann.
Die Präeklampsie betrifft etwa 5 bis 7% der Schwangeren.
Anfangs oft unbemerkt…
Der Beginn kann durchaus schleichend sein. Die Beine schwellen ein wenig an. Proteine im Harn sorgen dafür, dass dieser schäumt. Der Blutdruck steigt. Als weitere Symptome leiden die Betroffenen unter Schwindel und Kopfschmerzen, Benommenheit, Sehstörungen wie Augenflimmern sowie unter Übelkeit und Erbrechen, die zunächst weder für Mutter noch Kind lebensbedrohlich sind. Etwa 5 bis 7 % der Schwangeren in unseren Breiten sind betroffen.
… kann die Präeklampsie kippen
Wenn die Präeklampsie – vorwiegend im letzten Schwangerschaftsdrittel – in eine reguläre Eklampsie übergeht, wird es gefährlich. Es können massive Krämpfe, Bewusstlosigkeit, partielles Organversagen und Plazentainsuffizienz auftreten. Vor allem der Anstieg des Blutdrucks gilt neben den Folgen einer Eklampsie als Risikofaktor für Frühgeburten oder bleibende Schäden beim Neugeborenen.
Eine Gabe von 1g Kalzium täglich senkte in Studien Blutdruck und Präeklampsie-Risiko.
Studien mit Kalzium
Zunächst hat man in einer sogenannten Metaanalyse von südafrikanischen Forschern die Effekte einer zusätzlichen Kalziumgabe bewertet. Eine Metaanalyse besteht darin, dass man die Erkenntnisse unterschiedlicher kleinerer Studien vergleicht und nach möglichen Gemeinsamkeiten sucht. Einbezogen wurden 13 Studien mit insgesamt 15.730 Teilnehmerinnen. Die Ergebnisse stimmten positiv.
In einer Untersuchung erhielten die schwangeren Probandinnen eine tägliche Gabe von 1g Kalzium. Beobachtet wurden positive Effekte in Bezug auf die Senkung des Blutdrucks und der Senkung der Präeklampsie-Rate. Welcher Wirkmechanismus dahinter steckt, kann man noch nicht ausreichend erklären. Es besteht aber vor allem ein Zusammenhang mit der Blutdrucksenkung, denn eine pharmakologische Möglichkeit, Bluthochdruck zu behandeln, besteht darin, so genannte Kalziumkanalblocker zu verabreichen, die die Aktivität von Kalzium hemmen.
Die Antwort könnte darin liegen, dass vor allem Frauen mit geringer Kalzium-Aufnahme über ihre Ernährung von der zusätzlichen Gabe profitieren. Nicht nur im Hinblick auf die Kriterien einer Präeklampsie, sondern auch im positiven Sinne für Ihre allgemeine Gesundheit. Kalzium ist in der Nahrung in Milch, Joghurt oder Käse, aber auch in grünem Gemüse wie Grünkohl oder Brokkoli enthalten. Weitere Infromationen zum Mikronährstoff Kalzium finden Sie im Übersichtsartikel hier.
Auf der sicheren Seite
Die Empfehlungen für die tägliche Kalzium-Zufuhr sind recht unterschiedlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von 1,5-2 g pro Tag. Die empfohlenen Werte in Deutschland, Österreich und der Schweiz liegen bei nur 1 g.
Eine weitere Problematik liegt darin, dass oral zugeführtes Kalzium noch lange nicht im Blut landen muss, denn der alles bestimmende Faktor ist die Aufnahmekapazität des Darms für Kalzium. Ist diese erschöpft, kann man auch hohe Dosen verabreichen, die im Organismus nie ankommen, weil sie im Stuhl wieder ausgeschieden werden. Diese Transportkapazität lässt sich aber nicht messen.
All diese Faktoren machen es derzeit unklar, wo denn nun die ideale Dosis liegt, wie das Wechselspiel mit dem Darm aussieht und vieles mehr. Auf neue Studienergebnisse, die sich dieser Fragen widmen werden, dürfen wir also gespannt sein. Was allerdings unbedenklich erscheint, sind bei Schwangeren niedrige Gaben von 0,5-0,6 g pro Tag.