Die Ayurveda-Medizin verwendet die Ashwagandha-Pflanze seit Jahrtausenden zur Stärkung des Organismus. Weil sie die Widerstandskraft in Belastungssituationen steigert, findet Ashwagandha nun auch bei uns immer mehr Anhänger. Neuerdings befasst sich die wissenschaftliche Forschung intensiv mit Withania somnifera, wie ihr botanischer Name lautet. Und es zeigt sich: Gegen Stress, psychische Belastung, Schlafstörungen und Gewichtsprobleme scheint ein Kraut gewachsen zu sein.
Ayurveda setzt auf Ashwagandha
Ashwagandha kennen wir auch unter der Bezeichnung Schlafbeere, Winterkirsche oder Indischer Ginseng. Die 30 bis 150 cm hohe buschige Pflanze wächst auf dem indischen Subkontinent, im gesamten asiatischen Raum, in Afrika und rund um das Mittelmeer – und auch im hiesigen Gartencenter. Denn die Fruchtstände sind äußerst dekorativ und Ashwagandha ähnelt, weil verwandt, der Lampionpflanze (Physalis). Die roten Beeren werden traditionell als Seife verwendet. Die gemahlenen Samen dienen der Käsebereitung und sind ein veganer Ersatz für Lab aus Kälbermägen. Für die ayurvedische Medizin, die Phytotherapie und die moderne Forschung stellt allerdings die Wurzel den interessantesten Teil der Pflanze dar.
In Sanskrit bedeutet Ashwagandha „der Geruch des Pferdes“. Dies könnte sowohl auf den typischen Geruch der Wurzel als auch auf die stärkende Wirkung des Extrakts zurückzuführen sein, da das Pferd auch ein Symbol für Kraft und Vitalität darstellt. Wie auch immer, Ashwagandha spielt eine zentrale Rolle in der ayurvedischen Kräuterkunde.
Ein Adaptogen für unsere modernen Zeiten
Ashwagandha ist, neben der Rosenwurz (Rhodiola rosea) und dem Ginseng, eine der wirkungsvollsten Adaptogene, die das Pflanzenreich bietet. Unter Adaptogen versteht man eine Substanz, die dem Organismus hilft, sich an eine Stressbelastung anzupassen und diese gesund zu überstehen.
Die Wurzeln von Withania somnifera enthalten ungefähr 40 verschiedene Withanolide. Das sind spezielle Steroid-Lacton-Verbindungen, die von der Struktur her den Ginsenosiden der Ginseng-Wurzel ähnlich sind. Die Withanolide – einzeln und in Kombination – sind für die vielfältigen Wirkungen von Ashwagandha verantwortlich und machen die Pflanze zu einem wichtigen Helfer für einige der typischen Gesundheitsprobleme des 21. Jahrhunderts. Mittlerweile gibt es auch gute Daten aus Studien, die belegen, was die Ashwagandha-Pflanze kann.
Wie uns Ashwagandha einen stressigen Alltag erleichtert
Stress ist die Geißel unserer Zeit. Werden physische und psychische Anforderungen als Belastung empfunden, reagiert der Organismus mit der Ausschüttung von Stresshormonen. Bleibt diese Situation erhalten, führt dies langfristig zu Beeinträchtigungen und Störungen im Körper. Am meisten macht Stressgeplagten das Thema Schlaf zu schaffen. Nach Angaben von Krankenkassen sind 80 % der Arbeitnehmer von Schlafstörungen betroffen. Auch Angstgefühle stehen mit Stress im Zusammenhang und belasten Alltag und Berufsleben. Nicht zuletzt macht andauernder Stress leider auch noch dick, denn Stresshormone verändern den Stoffwechsel.
Problem 1: Stress & Angst
Wir wissen, dass Ashwagandha die Widerstandskraft gegen Stress erhöht. Das lässt sich auch nachweisen, indem man das Stresshormon Cortisol beobachtet. Cortisol ist ein Hormon, welches einerseits durch unseren Tagesrhythmus gesteuert wird (am frühen Morgen ist der Wert hoch, damit wir gut aus dem Bett kommen), andererseits aber auch vermehrt in Stresssituationen ausgeschüttet wird. Während dem Stress bleibt der Cortisolspiegel dauerhaft erhöht, was sich ungünstig auf den gesamten Stoffwechsel und die Psyche auswirkt.
Ashwagandha senkt innerhalb von zwei Monaten den Cortisol-Spiegel um 28 %, Stress um 64 % und Angstgefühle um 76 %.
Das Stresshormon Cortisol wird als biologischer Marker für eine Stressbelastung in wissenschaftlichen Untersuchungen eingesetzt. Beispielsweise in einer Studie, bei der 300 mg eines Ashwagandha-Extrakts über zwei Monate an gestressten Personen getestet wurde. Das Ergebnis zeigte eine signifikante Senkung der Stresswerte um 64 % und eine Verringerung der Cortisolwerte um 28 %. Gleichzeitig reduzierten sich die Angstgefühle bei den Teilnehmern um 76 %. Es ist immer wieder faszinierend, wie die moderne Wissenschaft die traditionellen, jahrtausendelang praktizierten Ayurvedamethoden bestätigt.
Problem 2: Stress & Schlaf
Schon der botanische Name somnifera weist auf eine der zentralen Eigenschaften der Pflanze hin. Das lateinische somnifer (-a,-um) bedeutet übersetzt schlafbringend. Ein Teil dieser Wirkung beruht auf den adaptogenen Eigenschaften der Withanolide, die die Balance zwischen Immunsystem und dem neuroendokrinen System unter Stressbelastung aufrechterhalten. Wer weniger gestresst und ängstlich ist, schläft besser. Im Tiermodell konnte kürzlich gezeigt werden, dass es wohl auch spezielle schlaffördernde Pflanzenstoffe sind, die das Einschlafen und den Schlaf verbessern. Ein Ashwagandha-typisches Triethylenglycol (TEG) steht im Fokus, denn es erhöhte die Schlafqualität und Schlafdauer von Nagetieren, wie japanische Forscher nachgewiesen haben.
Ashwagandha senkt angstbedingte Schlaflosigkeit um 70 %.
Oftmals ist es ein spezifisches oder unspezifisches Angstgefühl, das Personen in Stresssituationen wachhält und nicht schlafen lässt. In der bereits oben erwähnten klinischen Studie mit gestressten Personen senkte die 2-monatige Verwendung von 300 mg Ashwagandha-Extrakt die angstbedingte Schlaflosigkeit um 70 %.
Problem 3: Stress & Gewicht
Während akuter Stress zum Anstieg des Adrenalins führt, das kurzfristig die Verdauungsfunktionen verlangsamt und den Appetit reduziert, bewirken chronischer Stress und das dann dominierende Cortisol das Gegenteil. So kann ein erhöhter Cortisolspiegel oft Heißhunger auf fettige und zuckerhaltige Lebensmittel auslösen. Cortisol wirkt auf den Fettstoffwechsel und fördert die Einlagerung des ungesunden Bauchfetts. Zudem wird der Blutzuckerspiegel erhöht. Dies wiederum sind bekannte Risikofaktoren für Zivilisationserkrankungen, wie das metabolische Syndrom.
Sinkt das Stresshormon Cortisol, hat das auch positive Auswirkungen auf Essverhalten, Gewicht und Gewichtsverteilung. Denn chronischer Stress verändert nicht nur den Stoffwechsel, sondern auch die Lebensweise und das Essverhalten. Unregelmäßiges und unkontrolliertes Essen kombiniert mit wenig Bewegung ist die Hauptursache für eine Gewichtszunahme. Unterstützt wird diese Situation aber durch die stressbedingte Stimulierung der Nebennierenrinde, die Cortisol produziert.
Ashwagandha hilft Gestressten mit durchschnittlich 2,3 Kilogramm Gewichtsverlust in 8 Wochen.
In einer Studie nahmen 52 chronisch gestresste Personen 2-mal täglich 300 mg Ashwagandha-Extrakt über 8 Wochen ein. Aus den meisten erhobenen Fragen (Kontrolle, Emotionen beim Essen usw.) ging hervor, dass sich das Essverhalten verbesserte. Das Stresshormon reduzierte sich um 22 %. Gleichzeitig wurde eine Gewichtsabnahme um durchschnittlich 2,3 kg nachgewiesen.
Fazit:
Chronischer Stress verursacht eine biochemische Kettenreaktion, die das physische und psychische Wohlbefinden und die Gesundheit nachhaltig beeinflussen kann. Adaptogene aus dem Pflanzenreich sind deshalb gesuchte Mittel, um den Organismus gegen Stressbelastung zu stärken und die möglichen Folgen von Dauerstress – wie Schlaflosigkeit, Angstgefühle und Gewichtszunahme – zu kontrollieren.
Ashwagandha hat sich in der Ayurvedischen Kräuterkunde einen zentralen Platz erobert. Offenbar nicht zu Unrecht, wie neuere wissenschaftliche Studien zeigen. Also auch für uns moderne Menschen hält die Schlafbeere noch einiges an positiven Überraschungen bereit.