Die Angst, in die Öffentlichkeit zu gehen, zu telefonieren, eine Rede zu halten, mit dem Chef zu sprechen oder eine Präsentation vorzustellen. Menschen, die unter einer sozialen Angststörung leiden, wissen, welche massiven Einschränkungen und welcher Leidensdruck dadurch entstehen. Das zentrale Merkmal ist eine übertrieben starke Furcht, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und sich zu blamieren oder beschämend zu verhalten. Menschen, die unter der sogenannten „sozialen Phobie“ leiden, fürchten es, von anderen Menschen beurteilt, kritisiert oder abgelehnt zu werden, negativ aufzufallen oder als merkwürdig, peinlich oder lächerlich empfunden zu werden.
Die soziale Phobie ist gar nicht so selten. Sie gilt unter den Angststörungen als die am öftesten auftretende Phobie.
In Deutschland sind 7 – 12 % der Bevölkerung mindestens einmal im Leben von einer sozialen Phobie betroffen
In Situationen, in denen man in der Öffentlichkeit erscheint, empfinden Menschen mit sozialer Phobie eine starke Angst. Diese Angst geht weit über das Lampenfieber hinaus, das alle kennen. Die soziale Angst zeigt sich in Alltagssituationen: Angst vor dem Telefonieren, vor Unterhaltungen mit Fremden oder Autoritätspersonen und sogar Angst vor einem Essen in einem Restaurant. Rede- und Präsentationsangst erschweren Ausbildung und Berufsleben.
Typische Symptome dieser Angstreaktion sind Erröten, Zittern, Schwitzen, Herzklopfen, Muskelverspannungen, die Angst zu erbrechen sowie starker Harn- oder Stuhldrang. Sprechhemmungen und Gedankenblockaden verstärken das Angstgefühl bis hin zu einer Panikattacke.
Die soziale Phobie tritt phasenweise auf, bleibt aber ohne psychologische oder medizinische Behandlung meist bestehen. Verhaltenstherapie, Hypnose und Medikamente – in der Regel Antidepressiva – zählen zu den derzeitigen Behandlungsmethoden einer sozialen Phobie. Als neuer Therapieansatz könnte sich der Einsatz von Cannabidiol (CBD) erweisen.
Cannabidiol als Gegenmittel aus der Natur
Seit längerem kristallisiert sich in der therapeutischen Praxis heraus, dass die alte Kulturpflanze Hanf mit ihren bioaktiven Inhaltsstoffen, allen voran das nicht-halluzinogen und nicht-psychoaktiv wirkende Cannabidiol (CBD), ein wirksames Mittel bei einer Vielzahl von Erkrankungen darstellen kann. Die neuere Forschung bestätigt regelmäßig diese Ergebnisse. Auch bei Angststörungen und sozialen Phobien zeigt der Einsatz von CBD bemerkenswerte Resultate.
So zeigt eine Untersuchung mit Angstpatienten, die eine öffentliche Rede simulieren mussten, dass eine einmalige Dosis von 600 mg CBD die Angstgefühle, kognitiven Blockaden und das Unwohlsein nach 80 Minuten signifikant reduzierte. Physiologische Parameter wie der Anstieg von Blutdruck und Herzschlag konnten ebenso gesenkt werden.
Auch die längerfristige regelmäßige Verwendung niedriger Dosierungen wirkt sich positiv auf soziale Phobien aus. In einer lehrstuhl- & universitätsübergreifenden Arbeit befassten sich mehrere Teams mit der Wirkung von niedrig dosiertem CBD bei Patienten mit sozialen Phobien. Die Placebo-kontrollierte Studie untersuchte bei 37 Personen mit nachgewiesenen Angststörungen die Wirkung von täglich 50 mg CBD aus einem standardisierten Hanföl (mit 15% CBD). Die Einnahmedauer betrug 30 Tage. Das Ausmaß, die Umstände sowie die Ausprägung der sozialen Phobie wurden mittels Fragebogen am Anfang und am Ende der Intervention erhoben. Dazu wurden 12 fiktive Szenarien konstruiert, in die sich die Probanden hineinversetzen mussten. Das Ergebnis zeigte einen positiven Effekt.
Die Angstwerte verbesserten sich durch CBD um 32%
Lagen zu Beginn die durchschnittlichen Angstwerte bei 4,1 (1 = kein Unwohlsein, 5 = sehr großes Unwohlsein), so sanken sie in der CBD-Gruppe auf 2,8. Das entspricht einer Verringerung der wahrgenommenen Angstsymptomatik um rund 32%. In der Placebogruppe zeigte sich dagegen keine signifikante Verbesserung.
Um die Mechanismen zu erforschen, auf denen die angstlösende Wirkung des Cannabidiols beruhen, muss die neurobiologische Ebene betrachtet werden.
CBD normalisiert die Angsterinnerung auf neurobiologischer Ebene
Die soziale Phobie manifestiert sich meist nach einem bestimmten traumatisierenden Auslöser, wie zum Beispiel nach einem peinlichen Auftritt in der Öffentlichkeit oder durch das Mobbing von Mitschülern.
Die übermäßigen Reaktionen gehen mit einer abnormalen Angsterinnerung im Gehirn einher, die durch biochemische Prozesse ausgelöst wird. Reflexartig wird auf bestimmte Situationen unverhältnismäßig stark mit Angst reagiert. CBD kann diese fehlgeleiteten Angst-Erinnerungsreaktionen auf neurologischer Ebene regulieren. Über die Aktivierung bestimmter Cannabinoid-Rezeptoren modifiziert CBD die abnormale Angsterinnerung und Angstverstärkung im Gehirn. Studien zufolge kann CBD auch zur Auslöschung der Angsterinnerung beitragen, wodurch sich eine anhaltende Verbesserung der Symptome ergibt.
Fazit:
Das nicht-psychotrope Cannabidiol aus der Hanfpflanze wirkt nicht nur in hohen Dosierungen. Auch in ernährungsphysiologischen Mengen, wie sie sich in standardisierten Hanfölen finden, kann CBD durchaus therapeutische Wirkungen erzielen. Am Beispiel der sozialen Phobien, einer Erkrankung, für die es derzeit noch keinen komplementärmedizinischen Ansatz gibt, zeigt sich, dass die Hanfpflanze ein bisher nur unzureichend genutztes Reservoir an hilfreichen Substanzen bietet.