Wir alle wollen gesund leben und wir alle mögen gesundes Obst. Doch nach dem Verzehr haben immer mehr Menschen das Gefühl: “Es zerreißt mich!“ Obst ist gerade am Abend für viele eine willkommene Abwechslung. Am Morgen jedoch wachen wir völlig gerädert auf. Es kommen diffuse Verdauungsbeschwerden dazu. Wir sind oft gereizt und müde, haben Schwierigkeiten, uns zu konzentrieren, und leiden an Schwindelgefühl, Atemnot, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Ein Gluckern im Bauch kündigt oft heftigen Durchfall an.
Ein anderes Symptom ist aber vielleicht noch viel belastender: Die depressiven Verstimmungen. Wer sich müde, abgeschlagen, antriebslos und bedrückt fühlt, hat vielleicht schon vermutet, dass er an einer depressiven Verstimmung oder gar an einer Depression leidet.
Die Ursache für dieses Stimmungstief kann eine Fructose-Unverträglichkeit sein. Dabei gilt es die erbliche Fructose-Intoleranz als genetische Erkrankung von der intestinalen Fructose-Malabsorption abzugrenzen. Die vererbte Fructose-Intoleranz ist eine Störung im Fruchtzuckerstoffwechsel. Betroffene werden mit einem Enzym-Defekt geboren und deshalb sind vorwiegend Babys bzw. Kinder betroffen. Bei 2 von 3 Kindern tritt allerdings in unseren Breiten eine Fructose-Malabsorption auf.
Zuviel Fruchtzucker reizt den Darm…und wirkt bis ins Gehirn.
Es wird vermutet, dass 20 – 40 Prozent der Erwachsenen an eine Fructose-Malabsorption leiden. Sie müssen alle Nahrungsmittel meiden, die Fruchtzucker oder Süßstoff enthalten. Dazu gehören nicht nur viele Früchte, sondern auch eine Reihe Nahrungsmittel, die auf den ersten Blick nicht an Fruchtzucker denken lassen.
- Früchte: Ananas, Äpfel, Birnen, Granatäpfel, Kirschen, Kiwi, Mango, Pflaumen, Früchtetee und Trockenfrüchte
Aber auch:
- Honig, Ketchup, aromatisiertes Mineralwasser, Most, Softdrinks, alkoholische Getränke: Champagner, Schnaps, Wein, Senf, Süßigkeiten
Fructose wird in vielen Nahrungsmitteln zugesetzt, auch in Backwaren (Croissants etc.) Achte daher genau auf die Zutatenliste, häufig verbirgt sich Fructose hinter folgenden Bezeichnungen:
- Fruchtzucker (Fructose), Fructosesirup, Fructose-Glukosesirup, Invertzucker, Maissirup, High-Fructose Corn Syrup (HFCS), Rohrzucker, Saftkonzentrat, Sorbit
Wer also nach diesen Nahrungsmitteln regelmäßig Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Durchfall feststellt, sollte an eine Fructose-Malabsorption denken. Doch was ist das eigentlich?
Fructose-Warum streikt unser Darm?
Intestinale Fructose-Malabsorption ist die am häufigsten vorkommende Art von Fructose-Unverträglichkeit, das heißt Unverträglichkeit von Fruchtzucker (Fructose). Gelangt ein größerer Anteil konsumierten Fruchtzuckers wegen unvollständiger Aufnahme im Dünndarm in den Dickdarm, so spricht man von Fructose-Malabsorption.
Diese liegt vor, wenn der malabsorbierte – also schlecht aufgenommene – Fruchtzucker zusätzlich auch zu Symptomen wie Durchfall, Blähungen und Schmerzen führt. Die Bedeutung der intestinalen Fructose-Malabsorption hat in der Vergangenheit zugenommen, da sich die Menge an Fructose in der Nahrung in den letzten Jahren durch industriell bereitgestellte Süßungsmittel erheblich erhöht hat. Im Gegensatz zur Allergie wird bei einer Intoleranz eine kleine Menge Fruchtzucker vom Körper vertragen. Beim gesunden Menschen sind das etwa 50 Gramm täglich.
Fructose bindet sich im Dickdarm an Tryptophan, eine Vorstufe, die dann der Produktion des Glückshormons Serotonin fehlt.
Wer von einer Unverträglichkeit betroffen ist, verträgt weniger Fruchtzucker. Die Aufnahme des Fruchtzuckers im Dünndarm erfolgt über bestimmte Transporter. Sind zu wenig sogenannte GLUT5-Transporter vorhanden, gelangt die Fructose weiter in den Dickdarm. Befinden sich dort besonders viele Fruchtzucker-Moleküle, kommt es zur Komplexbildung. An die Fructose bindet sich besonders das Tryptophan und kann dann nicht von Blut aufgenommen werden. Es kommt also zu einem Mangel an der essentiellen Aminosäure Tryptophan. Da dieses eine Vorstufe für das Glückshormon Serotonin darstellt, kann unser Serotoninspiegel beeinträchtigt werden, was sich auf unsere Stimmung schlagen kann. Ein direkter Zusammenhang also zwischen unserer Laune, depressiven Verstimmungen und unserem „Bauchgefühl“.
Ein Teil der Fructose gelangt in den Dickdarm, wo sie von Bakterien abgebaut wird. Dabei entstehen große Mengen an Wasserstoff, Kohlendioxid und kurzkettigen Fettsäuren. Das Kohlendioxid ist der „Motor“ für die starken Blähungen. Diese können im gesamten Unterbauch sehr schmerzhaft sein. Manchmal sind dies schrecklichen Unterbauchkrämpfe auch die Ursache von so manchem „akuten Bauch“ in der Notaufnahme. Ein massiv geblähter Darm kann auf die Gallenblase und das Herz drücken, womit das Problem weit mehr als ein lokales wird. Ein weiteres Gas, welches entsteht, ist Methangas (Grubengas) und dieses beeinträchtigt unser Gehirn. Kohlendioxid und Methangas tun uns also weh.
Bei einen Drittel der Bevölkerung über 60 Jahre finden wir vermehrt Symptome einer Fructose-Malabsorption. Die Zellteilungsrate im Darm verringert sich mit zunehmendem Alter. Die Zellen der Darmschleimhaut (Enterozyten) nehmen ab und es gibt weniger GLUT5-Transporter die für die Aufnahme der Fructose zur Verfügung stehen. Altersdepression und Schlafstörungen sind die Folge. Auch ein Zinkmangel und Folsäuremangel können die Folge sein. Von der „senile Bettflucht“ haben schon viele gehört!
Fructose-Malabsoption und Kupfermangel
Ein wichtiger Zusammenhang besteht auch zwischen einer Fructose-Unverträglichkeit und einem Kupfermangel. Diesen Zusammenhang wurde bereits in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Studien untersucht. Mit dem Ergebnis, dass die Forscher herausfanden, dass sogenannte Kupfer-Transporter -Proteine mit ähnlicher Funktion wie die GLUT5-Transporter für Fructose- durch den Fruchtzucker gehemmt werden, was die Aufnahme von Kupfer in unserem Körper hemmt. Dieses fehlt dann in unserem Eisenstoffwechsel oder beim Abbau von schädlichen freien Sauerstoffradikalen.
Weiters wird wohl vermehrt Kupfer im Darm gebraucht, um die durch die Fructose im Übermaß entstehenden Darmbakterien in Schach zu halten. Reicht das Kupfer nicht mehr dafür aus, werden die Symptome der Fructose-Malabsorption immer gravierender. In diesem Fall ist es also auf jeden Fall wichtig, auch seinen Kupferstatus im Auge zu behalten.
Das Leben ist köstlich! Fructose light
Was heißt das aber für unsere Ernährung? Kaffee stellt kein Problem dar. Sowohl Limonaden als auch Softdrinks wie Colagetränke sollten aufgrund ihres hohen Fruchtzuckergehaltes nicht mehr getrunken werden, denn sie werden in der Regel schlecht vertragen.
Das gilt insbesondere auch für Frucht- und Gemüsesäfte, die – und das ist leicht ableitbar – auch viel Fruchtzucker enthalten und die deshalb pur vom Speiseplan gestrichen werden sollten. Wer gerne Säfte trinkt, kann ausprobieren, ob er/sie Saft mit Wasser verdünnt (am besten verträglich ohne Kohlensäure) und etwas Traubenzucker gemischt, verträgt. Wasser enthält selbstverständlich keinen Fruchtzucker, es sei denn, es handelt sich um die „modernen“ Wasser mit Fruchtnote. Ist es reines Mineralwasser, können man so viel davon trinken, wie man möchte. Besser verträglich für den Darm ist aber Mineralwasser mit wenig oder gar keiner Kohlensäure.
Wie schaut es mit anderen Getränken aus? In geselliger Runde ein Glas Bier oder Wein, oder mit Freunden einen Cocktail genießen… Ganz so einfach ist das leider nicht, denn Bier enthält Sorbit, dass für die meisten Betroffenen mit Fructose-Malabsorption auch nicht vertragen wird.
Beim Wein ist es abhängig davon, wie viel Frucht und Süße er enthält. Hier gilt es auszuprobieren und am besten im Weinhandel nach einem trockenen Wein mit wenig Fruchtzucker zu fragen. Gut möglich, dass dieser besser verträglich ist. Was Cocktails angeht, so sollte man auf die mit Säften und Likören verzichten. Wenn man gar nicht auf Cocktails verzichten will, fragt man den Barkeeper am besten nach einem Cocktail, der trocken oder bitter ist und somit mit wenig Süßungsmittel aus Säften oder Zuckersirup auskommt. Auf andere Kombinationen mit Energydrinks etc. verzichtet man besser ganz, denn sie enthalten aufgrund der den Alkoholika beigemischten Softdrinks oder Säfte, Fruchtzucker.
Da halten wir es doch besser mit den Erkenntnissen von Paracelsus (1493-1541):
„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.“
Fructose-Malabsorption-diagnostizieren
Welche Tests gibt es?
- Ernährungstagebuch
- Selbsttests und Provokationstest
- H2-Atemtest (beim Allgemeinmediziner, Facharzt und in Allergiezentren durchführbar, misst den Wasserstoffgehalt in der Atemluft)
Fructose-Malabsorption Therapie
- 1 –6 wöchige Karenzzeit (meiden von Fructose), danach in kleinen Mengen in den Speiseplan aufnehmen
- ein Ernährungs-und Symptomtagbuch führen, um die individuelle Fructose-Schwelle bestimmen zu können
- Substitution von einem speziellen Enzym: Xylose-Isomerase, die Fructose in leicht verdaubare Glucose umwandelt (Wirkung innerhalb von 2-4 Stunden)
- Ausgleich von Mikronährstoffmängeln
- Darmsanierung
- Einsatz von diätetischen Lebensmitteln (hier im Hintergrund die durch Fruktose-Malabsorption entstehende Darmschleimhautveränderung)
Schon der antike Mediziner Hippokrates (460-370 v. Chr.) hatte erkannt :
„Der Darm ist der Vater aller Trübsal.“ Und sagte: „Alles Übermäßige verstößt gegen die Natur“.