Manche Menschen werden immer im Urlaub krank oder an den Wochenenden. Dieses Phänomen hat einen Namen: Leisure Sickness (deutsch: Freizeitkrankheit). Und es ist weit verbreitet.
Leisure Sickness ist ein noch wenig wissenschaftlich untersuchtes Thema. Der Begriff bezieht sich nicht so sehr auf konkrete Erkrankungssymptome als vielmehr auf den Zeitpunkt, wann eine Krankheit auftritt. Es geht darum, dass Berufstätige ausgerechnet am Wochenende oder zu Beginn des Urlaubs erkranken. Ob an Kopfschmerzen, Erkältungen oder Rückenschmerzen ist dann unerheblich. Leisure Sickness ist deshalb auch keine offizielle Diagnose, sondern ein Überbegriff für ein allgemein bekanntes Krankheitsgeschehen.
Jeder Fünfte ist von Leisure Sickness betroffen
An Leisure Sickness leiden offenbar mehr Menschen, als man denkt. So hat eine 2017 in Deutschland durchgeführte repräsentative Umfrage ergeben, dass 22 Prozent der mehr als 2.000 Befragten in ihrem Leben bereits an Leisure Sickness erkrankt waren. Mit anderen Worten, jeder Fünfte kennt das Thema und war schon mindestens einmal betroffen. Allein in den zwölf Monaten vor der Befragung waren 18 Prozent der Befragten im Urlaub oder am Wochenende erkrankt, ohne dass dafür eine Ursache erkennbar gewesen wäre.
Mit anderen Worten, jeder Fünfte kennt das Thema und war schon mindestens einmal betroffen.
Leisure Sickness in allen Berufsgruppen
Auch ein weiteres Ergebnis der Befragung erstaunt die Fachleute. Leisure Sickness ist keine Managerkrankheit, sondern zieht sich durch alle Berufsgruppen. Nicht nur Führungskräfte, sondern auch Selbständige und Angestellte klagten darüber, dass sie während des Urlaubs oder am Wochenende vermehrt krank werden. Interessant ist, dass es einige Risikofaktoren gibt, die der Leisure Sickness Vorschub leisten.
Leisure Sickness ist keine Managerkrankheit, sondern zieht sich durch alle Berufsgruppen.
Die Risikofaktoren für Leisure Sickness
Durch Stress das Immunsystem lahmlegen
Die häufig von Leisure Sickness Betroffenen haben oft Stress im Job und klagen über eine hohe Arbeitsbelastung. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Funktionen des Immunsystems aus. Das Immunsystem ist bei akutem oder chronischem Stress nur eingeschränkt leistungsfähig. Dies macht den Körper anfälliger für bakterielle und virale Angriffe. Zudem sind Heilungs- und Regenerationsprozesse verlangsamt, wenn die Immunreaktionen unterdrückt sind. Die Infekte, Entzündungen und Immunreaktionen brechen dann aus, wenn der Stress nachlässt. Denn reduziert sich der Stress in der Ruhephase, dann legt das Immunsystem erst so richtig los.
In Stresssituationen werden Krankheitssymptome oft ausgeblendet. Man merkt unter Umständen gar nicht, dass man einen Infekt mit sich herumschleppt. Die Anzeichen werden dann erst in der Ruhephase wahrgenommen und man liegt z.B. am Wochenende oder zu Beginn des Urlaubs mit einer Erkältung im Bett.
Die Arbeit mit nach Hause nehmen und schlecht schlafen
Egal ob man die Arbeit gedanklich im Kopf mit nach Hause nimmt oder ständig erreichbar bleibt, Menschen, die nicht abschalten können, sind auch häufiger von Leisure Sickness betroffen. Ist die Distanzierung vom Job nicht möglich, fehlt dem Körper die Möglichkeit zur umfassenden Regeneration. Verschärft wird dies durch einen schlechten oder unruhigen Schlaf. Eine wichtige Erkenntnis der Befragung war, dass Personen, die verstärkt unter Leisure Sickness leiden, auch häufiger über einen schlechten und unruhigen Schlaf klagen.
Menschen, die nicht abschalten können, sind auch häufiger von Leisure Sickness betroffen.
Perfekt sein wollen und sich aufopfern
Perfektionisten mit einem ausgeprägtem Verantwortungsgefühl klagen besonders häufig über Leisure Sickness, wie die Umfrage gezeigt hat. Bei diesem Persönlichkeitstyp gehen Ruhe und Erholung häufig mit Schuldgefühlen einher, weshalb sie dann auch freie Tage nicht richtig genießen können. Auffällig ist, dass Personen, die verstärkt von Leisure Sickness betroffen sind, eher dazu neigen, unbezahlte Überstunden in Kauf zu nehmen. Wenn sie die ihnen übertragenen Aufgaben nicht innerhalb der Arbeitswoche erledigen können, opfern sie lieber ihre Freizeit.
TIPPS, wie Sie Leisure Sickness vermeiden können
- Stressresilienz erhöhen
Eine hohe Stressbelastung im Beruf ist der größte Risikofaktor für Leisure Sickness. Für die Stressreaktionen spielt die sogenannte Stressresilienz eine wichtige Rolle. Weniger resiliente Menschen reagieren schneller und stärker auf Stress als ihre resilienteren Kollegen. Das Gute: Die persönliche Resilienz ist veränderbar. Durch eine gesunde Lebensweise, die eine vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung und viel Bewegung und Sport beinhaltet, kann die Widerstandskraft gegenüber Stress erhöht werden. Magnesium, die B-Vitamine und Vitamin D scheinen für die Stressresilienz eine besondere Rolle zu spielen.
- Die verdiente Pause genießen
Machen Sie sich bewusst, was Sie während der Arbeitszeit geleistet haben. Jeder hat einmal eine Pause verdient, braucht Zeit für sich selbst und muss einfach mal zur Ruhe kommen. Auch dürfen Smartphone und Laptop am Wochenende ausgeschaltete bleiben. Das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, kann für manche eine große Belastung darstellen und die notwendige Erholung zunichtemachen.
- Relaxed in das Wochenende
Auch hohe Ansprüche an das Freizeitprogramm am Wochenende können belasten. Der Stress des Berufslebens wird weiter in das Wochenende verlagert und für Entspannung und Regeneration bleibt keine Muße. Partner und Kinder fordern ebenfalls Zeit und Energie. Ein Wochenend-Programm zu finden, das allen Familienmitgliedern die notwendige Erholung bietet, reduziert das Risiko für die Leisure Sickness.
- Nicht vor dem Urlaub auspowern
Berufstätige neigen dazu, vor dem Urlaubsbeginn noch alle offenen Aufträge erledigen zu wollen, wobei sie sich zum Teil völlig verausgaben. Frühzeitig planen und die unerledigten Arbeiten delegieren verschafft am letzten Arbeitstag Luft und ein gutes Gewissen.
- Vom Urlaub nicht zu viel erwarten
Wenn der Urlaub den gesamte Stress der Monate zuvor kompensieren soll, ist die Enttäuschung nahezu vorprogrammiert. Auch der Urlaub kann stressen. Wer seine ganze Hoffnung auf Entspannung auf diesen Zeitraum konzentriert, belastet sich durch die hohe Erwartung. Hohe Ansprüche an einen perfekten Urlaub bauen den Druck eher noch weiter auf als ab. Besser ist es, auch im normalen Alltag zu entspannen und Dinge zu unternehmen, die einem Spaß machen. So beginnt man die Ferien mit weniger Druck und bleibt im Idealfall die ganze Zeit gesund.
Fazit:
Leisure Sickness ist ein Zustand, auf den jeder gerne verzichtet. Mit dem Wissen um die Zusammenhänge zwischen Stressbelastung im Beruf und Erkrankungen in der Freizeit kann man aber durchaus Maßnahmen ergreifen, um dem Phänomen „krank im Urlaub oder am Wochenende“ gegenzusteuern. Denn zum Kranksein sind die schönen freien Tage viel zu wertvoll.