Gerne erklären wir in solchen Situationen flapsig, dass das wohl „der Alzheimer“ sei. Darüber wirklich lachen können aber nur diejenigen, die nicht in irgendeiner Weise direkt (also selbst) oder indirekt (Familie, Freunde) von Demenz- oder Alzheimererkrankungen betroffen sind. Auf die leichte Schulter sollte das Thema nicht genommen werden.
Was sind die ersten Anzeichen einer Erkrankung?
Denn aus Spaß kann schnell Ernst werden. Die ersten Anzeichen einer späteren Erkrankung sind schon früh erkennbar. Im Stadium der leichten kognitiven Störung (MCI – mild cognitive impairment) gibt es bereits eindeutige Hinweise auf Abweichungen. Zwischendurch ein Passwort vergessen oder den Schlüssel verlegt zu haben zählt erstmal nicht dazu. Wachsam sein schadet aber sicherlich nicht. In Tests kann aufgezeigt werden, ob Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Denken tatsächlich beeinträchtigt sind. So sind bei einer leichten kognitiven Störung zwar keine Alltagseinschränkungen zu erwarten, die kognitive Leistung liegt aber unter dem für die jeweilige Alters- und Bildungsstufe üblichen Wert.
Wird eine leichte kognitive Störung (MCI) erkannt – beispielsweise mit Hilfe des Mini-Mental-Status- oder des Uhrentests –, ist es höchste Zeit, aktiv zu werden. Denn das therapeutische Fenster, um die Entwicklung einer Demenz zu verhindern oder zeitlich hinauszuschieben, ist schmal. Die schlechte Nachricht zuerst: Die jährliche Übergangshäufigkeit von der MCI zur Demenz wird – je nach Untersuchungssetting und MCI-Definition – mit bis zu 10 % angegeben. Und die gute Nachricht: Bei einem Teil der MCI-Betroffenen ist die Störung reversibel.
Rege geistige Aktivität und ein wertvolles soziales Netzwerk können dem Übergang in die Demenz aktiv entgegentreten
Die Risikofaktoren, die den Übergang von der leichten kognitiven Störung (MCI) zur Demenz beschleunigen, sind bekannt. Dementsprechend kann auch aktiv gegengesteuert werden. Vor allem durch rege geistige Aktivität und ein ausgeprägtes psychosoziales Netzwerk. Menschen mit höherem Bildungsniveau und einem intellektuell anregenden sozialen Netz scheinen weniger zur Entwicklung einer Demenz zu neigen. Es könnte aber auch sein, dass die Demenz durch die größere „geistige Reserve“ erst später zum Vorschein kommt.
Eine ausreichende Nährstoffversorgung unterstützt nicht nur kognitive Fähigkeiten sondern erhält die Gesundheit ganzheitlich
Wie unterstützt Ernährung unsere kognitive Leistungsfähigkeit?
Eine ausgewogene pflanzenstoffreiche Ernährung, Omega-3-Fettsäuren und das berühmte Resveratrol (bevorzugt aus dem Rotwein) sind nicht nur bei leichten kognitiven Störungen hilfreiche Maßnahmen. Hier besteht auch die Verknüpfung mit dem vaskulären Risikoprofil, das durch einen erhöhten Homocystein-Spiegel, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettleibigkeit sowie Rauchen gekennzeichnet ist. All diese Faktoren schädigen die hirnversorgenden Gefäße und steigern das Demenzrisiko. Dass in diesem Gesamtkomplex bioaktive Pflanzenstoffe gegensteuern können, ist bekannt. Die Mechanismen im Detail darzustellen, sprengt den Rahmen dieses Beitrags.
Eine weitere wichtige Maßnahme gegen Demenz ist Schlafen. Die physiologischen Reinigungsprozesse, die während des Schlafs im Gehirn stattfinden, sind wichtig im Kampf gegen Ablagerungen. Denn man weiß, dass schädliche Abbauprodukte in einer Art „Waschgang“ während der einzelnen Schlafphasen aus dem Gehirn regelrecht ausgespült werden.
Und so sind wir wieder bei der gesunden Lebensweise, die mit geistiger Aktivität, Bewegung, optimierter Ernährung und ausreichend Schlaf die Voraussetzung dafür schafft, dass uns bis ins hohe Alter der Zugang zu unseren Computern und zu unseren Wohnungen erhalten bleibt.