Antibiotika können Leben retten. Der verantwortungsvolle Einsatz ist eine starke Waffe gegen bakterielle Infektionen. Abhängig von biochemischen Mechanismen greifen Antibiotika gezielt Bakteriengruppen mit bestimmten Eigenschaften an.
Dabei sind die sogenannten Breitband-Antibiotika diejenigen, die besonders viele Bakterienarten abtöten. Leider wirken Antibiotika nicht nur gegen Krankheitserreger, sondern auch gegen die guten Bakterien unserer Darmflora. Durch die Verwendung von Antibiotika wird die günstige Darmflora geschädigt. Dadurch können andere Bakterien, die nachteilige Wirkung auf die Gesundheit haben, die Oberhand gewinnen.
Schnell und heftig: Durchfall und Darmentzündungen
Wird die Darmflora durch Antibiotika geschädigt, wird auch die Abwehrbereitschaft gegen Fehlbesiedelungen verringert. Gefürchtet ist eine Infektion mit dem Bakterium Clostridium difficile infolge der Antibiotika-Einnahme. Clostridium difficile ist ein regulärer Dickdarm-Bewohner, der normalerweise zu keinen Beschwerden führt.
Ändern sich jedoch die Anteile der unterschiedlichen Bakterienarten, man spricht dann von Dysbalancen, kann Clostridium difficile überhand nehmen und zum Teil lebensgefährliche Durchfälle und Darmentzündungen verursachen. Besonders gefährdet sind kranke und abwehrgeschwächte Personen, Menschen in der Rekonvaleszenzphase (z.B. nach Krankenhausaufenthalten) und Personen nach mehrwöchiger Antibiotika-Einnahme.
Die negative Antibiotika-Wirkung auf die Darmflora ist noch nach 12 Monaten nachweisbar.
Studien zeigen, dass die Darmflora durch eine Antibiotika-Einnahme nicht nur kurzfristig geschädigt wird, sondern dass sich die Veränderungen langfristig manifestieren. So wurde in einer Untersuchung noch nach 12 Monaten eine starke Abnahme der Bakterienvielfalt (Bakteriendiversität) nachgewiesen. Und dies hat Folgen.
Seit es möglich ist, die Bakterienzusammensetzung im Stuhl mittels Labortest genauer zu analysieren, werden die Zusammenhänge zwischen Dysbiosen (Fehlbesiedelungen) und Erkrankungen immer deutlicher. Darmerkrankungen – vom Leaky-Gut-Syndrom über eine entzündete Darmschleimhaut bis hin zu chronischen Darmentzündungen – stehen im Zusammenhang mit einer gestörten Darmflora.
Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Autoimmunerkrankungen treten ebenfalls vermehrt auf. Auch das Körpergewicht und die Psyche werden von den Darmbakterien beeinflusst. Eine möglichst schnelle Wiederherstellung der Darmflora nach einer Antibiotika-Therapie ist deshalb besonders wichtig, wenn man langfristig gesund bleiben möchte.
Probiotika verhindern die Nebenwirkungen von Antibiotika.
Die durch Antibiotika geschwächte oder geschädigte Darmflora benötigt Unterstützung von außen. Probiotika sind Präparate, die gesundheitsfördernde Bakterienarten in hoher Konzentration enthalten. Wirkungsvolle Präparate liefern mindesten 10 Milliarden KBE (koloniebildender Einheiten) pro Tagesdosis. Mit Joghurt werden diese Mengen leider nicht erreicht.
Nach einer Antibiotika-Behandlung ist die konsequente und längerfristige Einnahme von Probiotika unbedingt empfohlen. Wenn möglich, sollte bereits vor einer Antibiotika-Therapie mit der Einnahme begonnen werden, um die Darmflora entsprechend zu stärken und ihre Widerstandskraft zu erhöhen. Auch während der Einnahme ist eine begleitende Probiotika-Unterstützung möglich. Wichtig ist dann ein möglichst großer zeitlicher Abstand zur Antibiotikaeinnahme.
Multistammpräparat hat Vorteile gegenüber Monoprodukten
Monopräparate, die nur eine Bakterien-Spezies oder Saccharomyces-Hefe enthalten, werden vom Arzt oft empfohlen, da ihre Kosten von den Krankenkassen teilweise rückerstattet werden. Klinische Studien belegen ihre Effektivität bei der Verhinderung von Durchfällen, die durch Clostridium difficile ausgelöst werden.
Multistamm-Präparate, die mehrere Spezies enthalten, sind allerdings noch effektiver, wie eine Metaanalyse herausgefunden hat. Auch für die Wiederherstellung der Bakteriendiversität zur Unterstützung der erwünschten Darmflora sind Multistamm-Präparate, die unterschiedliche Bakterienkulturen enthalten, günstiger. Das Zusammenspiel mehrerer Bakterienspezies fördert eine stabile und vielfältige Bakteriengemeinschaft, die einen Grundpfeiler für die Gesundheit des Menschen darstellt.