Wenn Treppensteigen zur Qual wird, bergab Wandern fast unmöglich ist und beim Radfahren der Tritt in die Pedale schmerzt, dann ist in der Regel das Kniegelenk schuld.
Schmerzen im Knie sind einer der häufigsten Gründe, warum Menschen einen Arzt aufsuchen. Für eine erfolgreiche Behandlung ist ein Blick auf die Ursachen des Knieschmerzes sinnvoll. Die allgemeine Annahme, dass Knorpelschäden oder eine Knorpelabnutzung, also eine Arthrose, alleinig die Schmerzen auslösen, greift nämlich zu kurz. Denn der Knorpel selbst hat keine Nerven.
Wie die Schmerzen bei einer Kniearthrose entstehen
Um den Ursachen des Knieschmerzes auf die Spur zu kommen, ist es notwendig, zunächst einen Blick auf die Vorgänge im Gelenk zu werfen, die zu einer degenerativen Gelenkerkrankung, also zur Arthrose führen.
Das Gelenk ist ein geschlossenes System, in dem die Gelenkflüssigkeit zirkuliert. Diese Flüssigkeit (Synovia) „schmiert“ das Gelenk und ist für die Anlieferung wichtiger Nährstoffe und die Entsorgung von Abbauprodukten verantwortlich. Beim Beugen und Strecken des Knies wird die Synovialflüssigkeit durch das Gelenk gepumpt und kann dadurch alle Teile des Gelenks versorgen. Auch der Knorpel wird so ernährt.
Bei einer Arthrose baut sich die Knorpelsubstanz ab. Das kann durch Abnutzungsprozesse geschehen, die durch Überlastung, Fehlstellung, Verletzungen oder Alter ausgelöst werden. Die Ursache für den Abbau sind aber zunächst entzündliche Vorgänge in den verschiedenen Gelenkstrukturen. Insbesondere an der Innenhaut der Gelenkkapsel (Synovialmembran), die die Gelenkflüssigkeit produziert.
Dadurch werden entzündungsfördernde Gewebshormone gebildet, die zum Knorpel transportiert werden und dort den Knorpelabbau vorantreiben. Durch den Verlust der Knorpelsubstanz und der Knorpelqualität (der Knorpel wird „spröde“) können Knorpelteilchen absplittern, die dann an der Innenhaut der Gelenkskapsel Verletzungen und Reizungen verursachen.
Diese reagiert darauf wiederum mit entzündungsfördernden Gewebshormonen, was infolge den Knorpelabbau verstärkt – der „Teufelskreis der Arthrose“ schließt sich. Das Fortschreiten des Knorpelabbaus kann im Röntgenbild nachgewiesen werden. Der Gelenkspalt, also der Abstand zwischen den knöchernen Strukturen, verringert sich durch den Knorpelabbau zunehmend.
Die Entzündungen im Gelenk führen außerdem zu Flüssigkeitsverschiebungen, dem sogenannten Gelenkserguss. Diese Schwellungen im Knie sind sichtbar und spürbar. Der Gelenkserguss schränkt die Beweglichkeit des Knies mehr oder weniger stark ein. Durch diese Schonhaltung kann die Gelenksflüssigkeit nicht mehr in ausreichendem Masse zirkulieren und die Ernährung des bereits angeschlagenen Knorpels ist verringert.
All diese Vorgänge sind an der Entstehung von akuten und chronischen Schmerzen im Knie beteiligt.
58 % der Frauen und 52 % der Männer geben an, in den letzten 12 Monaten Gelenkschmerzen gehabt zu haben.
Sowohl akute Schmerzen als auch andauernde (chronische) Schmerzen gehen von den Gelenkstrukturen aus, die Nerven enthalten. Dazu zählen die Innenhaut der Gelenkkapsel (Synovialmembran); der Meniskus, der im Außenbereich Nerven und Blutgefäße enthält; der Hoffa’sche Fettkörper, ein durchblutetes und extrem empfindliches Gewebe mit vielen Nerven; die im Gelenk vorhandenen Knochen, die schmerzhafte Veränderungen aufweisen können sowie das Knochenmark, das ebenfalls angegriffen sein kann (Läsionen).
Akute Schmerzen entstehen meistens bei bestimmten Bewegungen, wenn Nerven in einer Region des Gelenks mechanisch gereizt werden. So können beispielsweise abgesplitterte Knorpelteile, die in der Gelenksflüssigkeit schwimmen, bei bestimmten Bewegungen die Gelenkshaut reizen und verletzen und dadurch den Schmerz auslösen.
Für chronische Schmerzen sind eher Entzündungen verantwortlich. Die entzündungsfördernden Gewebshormone, die ausgeschüttet werden, aktivieren kontinuierlich die Schmerzrezeptoren. Der Impuls wird an das Gehirn weitergeleitet und dort als Dauerschmerz wahrgenommen.
Akute und chronische Gelenkschmerzen sind sehr weit verbreitet. In einer Umfrage gaben 29 % der Frauen und 24 % der Männer an, während der letzten 24 Stunden vor der Befragung unter Knie-, Hüft- oder Schulterschmerzen gelitten zu haben. An erster Stelle stand dabei das Knie bei rund 17 % der Frauen und 15 % der Männer.
Die Behandlung des Knieschmerzes beginnt mit der Unterbrechung der Entzündungsreaktionen.
Wer den „Teufelskreises der Arthrose“ unterbrechen will, muss in erster Linie die Entzündungsreaktionen stoppen. Dann kann ein Wiederaufbau der Knorpelstrukturen versucht werden.
Neben entzündungshemmenden Medikamenten wie Diclofenac, die mit starken Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt verbunden sein können, bieten sich eine Reihe von natürlichen Substanzen an. Zu ihnen zählen Glukosamin, Chondroitinsulfat und spezielle Hyaluronsäure-Komplexe. Diese „Knorpelnährstoffe“ werden zwar von der Schulmedizin gerne belächelt, haben aber mittlerweile starke wissenschaftlich fundierte Nachweise für ihre Wirkung.
So können täglich 800 mg eines qualitativ hochwertigen Chondroitinsulfats die Knieschmerzen signifikant verbessern und zwar genauso gut wie ein Schmerzmittel. Von Glukosamin weiß man, dass es den Wassergehalt des Knorpels verbessern kann und zudem die Bildung der entzündungsfördernden Gewebshormone verhindert. Ein spezieller, aus Hahnenkämmen gewonnener Hyaluronsäure-Komplex, der unter verschiedenen Markennamen in Europa erhältlich ist (Hyal-Joint®; Mobilee™) hat sich in Studien als besonders effektiv erwiesen. Durch die Behandlung mit 80 mg täglich reduzierten sich sowohl der Gelenkserguss als auch die Schmerzen signifikant innerhalb von 3 Monaten.
Eine Kombination erzielte 72 % Schmerzreduktion in nur 2 Monaten.
Bestärkt durch die gute Datenlage zu den einzelnen Substanzen sind Kombinationspräparate zur Unterstützung der Gelenkfunktionen am Markt. Sie werden oft mit Vitaminen und Spurenelementen (z.B. Vitamin C, Vitamin D, Mangan) und anderen knorpelschützenden und entzündungshemmenden Substanzen (z.B. Weihrauch) kombiniert.
Einige dieser Präparate haben auch eigene Studien. Eine placebokontrollierte Anwendungsbeobachtung mit einem Kombinationspräparat aus Glukosamin, Chondroitinsulfat, Hyaluronsäure (Hyal-Joint®), nativem Collagen Typ II, Vitaminen und Spurenelementen wurde bei Personen mit Kniearthrosen (Stadium II und III) eingesetzt und erzielte nach zwei Monaten eine Schmerzreduktion von 72 %.
Mit pflanzlicher Hilfe dem Knieschmerz begegnen
Zur Unterbrechung des Entzündungskreislaufs im Gelenk und zum Wiederaufbau der Knorpelstrukturen haben sich einige Pflanzenextrakte bewährt. Im Fokus steht unter anderem Curcuma. Die Gelbwurz hat starke antientzündliche und antioxidative Eigenschaften und stoppt die knorpelabbauenden Metalloproteasen, die durch die Entzündung aktiviert werden.
Das Harz des indischen Weihrauchbaums (Boswellia serrata) ist ebenfalls ein altes Heilmittel bei Gelenkbeschwerden. Die enthaltenen Boswelliasäuren wirken entzündlichen Reaktionen entgegen. Forscher haben außerdem festgestellt, dass die afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) entzündungshemmend und leicht schmerzstillend wirkt. Der Inhaltsstoff Harpagosid spielt dabei vermutlich die zentrale Rolle.
Aus den heimischen Gärten kommt die Hagebutte, die ebenfalls bei schmerzhaften Gelenkarthrosen eingesetzt wird. Die Früchte der Gemeinen Heckenrose haben entzündungshemmende Effekte, die auf die enthaltenen Galaktolipide zurückgeführt werden. Auch konnte für die Galaktolipide eine knorpelschützende Wirkung nachgewiesen werden.
Fazit
Knieschmerzen sind ein weit verbreitetes Übel, das den Bewegungsspielraum und die Lebensqualität der Betroffenen immens beeinträchtigt. Oftmals aber sind natürliche Substanzen eine wirkungsvolle Alternative zu Schmerzmitteln. Durch die gute Verträglichkeit und durch das nachgewiesene Wirkungsprofil von Chondroitinsulfat, Glukosamin, Hyaluronsäure, Mikronährstoffen und pflanzlichen Extrakten sind diese Substanzen einzeln oder in Kombinationen eine mittlerweile weit verbreitete Behandlungsoption, die viele aufgeschlossene Ärzte und Therapeuten unterstützen.