Sportverletzungen – wie ein verstauchter Knöchel, eine Prellung oder eine Zerrung – stellen zwar keine ernsthafte Erkrankung dar, trotzdem können sie einen Sportler ziemlich aus der Fassung (psychisch) und aus der Form (physisch) bringen.
Denn je nach Schwere und Intensität der Verletzung beträgt die Heilungsdauer mehrere Tage bis mehrere Wochen. Diese Zeitspanne gilt es zu verkürzen, um möglichst bald wieder fit zu sein. Wichtig für den schnellen Heilungsverlauf ist die stringente Einhaltung der richtigen Erstmaßnahmen, vor allem um die Schwellung zu reduzieren und die nachfolgenden Entzündungsreaktionen im Gewebe zu kontrollieren. Dadurch wird auch der Heilungsprozess beschleunigt und Sportler und Sportlerin sind wieder zurück im Spiel, im Feld oder auf der Matte.
Zu den bekannten Sofortmaßnahmen Pause, Eis, Compression & Hochlagern sollten wir Enzyme hinzufügen.
Mehr als nur P-E-C-H
Während die sogenannte PECH-Regel allgemein bekannt ist, ist der Einsatz von Enzymen bei Sportverletzungen eher den Spezialisten und Profis geläufig.
Hier nochmals kurz zur Erinnerung, wofür PECH steht:
- P für Pause: Das Gelenk oder der Muskel soll nicht weiter belastet und, wenn möglich, in der Akutphase ruhiggestellt werden.
- E für Eis/Kälte: Die Kühlung bewirkt, dass sich die Gefäße zusammenziehen. Dadurch tritt weniger Flüssigkeit in das umliegende Gewebe über und die Schwellung fällt geringer aus.
- C für Compression/Druckverband: Leichter Druck wirkt ebenfalls der Schwellung entgegen.
- H für Hochlegen des Fußes (am besten über Herzhöhe)
Was diesen Ratschlägen noch fehlt, sind die bereits erwähnten proteolytischen Enzyme. Wir ergänzen deshalb die PECH-Regel um ein weiteres E:
- E für Enzyme: Proteolytische Enzyme wirken antiödemisch und entzündungshemmend. Das heißt, sie wirken der Schwellung entgegen und kontrollieren die nachfolgenden Entzündungsreaktionen. Dadurch beschleunigen sie den Heilungsprozess.
Was sind proteolytische Enzyme?
Proteolytische Enzyme spalten normalerweise Eiweiß im Verdauungsprozess. Sie können aber noch mehr. Wenn sie in die Blutbahn gelangen, regulieren sie die entzündungsfördernden Botenstoffe und unterstützen die Reparationsvorgänge am verletzten Gewebe, indem sie kaputtes Zellmaterial abbauen. Am bekanntesten sind das Bromelain aus der Ananas und das Papain aus der Papaya. Auch tierische Enzyme, wie das Trypsin und das Chymotrypsin, zählen zu den Aktivenzymen.
Für die Sofortmaßnahme bei Verletzungen sind standardisierte Dosierungen notwendig, die sich nicht mit der Nahrung aufnehmen lassen. Selbst eine Ananasdiät liefert nicht die notwendige Menge an Bromelain. Deshalb ist es gut, dass es Präparate in Kapselform gibt, die für diesen Einsatz entwickelt wurden. Mit dem Thema, welches Produkt das richtige ist, befassen wir uns in den Tipps weiter unten im Text.
Chymotrypsin/Trypsin halbieren die Heilungszeit bei Verletzungen
Placebokontrollierte Untersuchungen zeigten, dass sich die Heilungszeit bei z.B. Sprunggelenkverletzungen durch eine Enzymkombination (Chymotrypsin und Trypsin) von 2 bis 3 Wochen auf 10 bis 12 Tage reduzieren und damit ungefähr halbieren lässt. Auch Hämatome verschwinden schneller: Ein Bluterguss am Knie klang in der Enzymgruppe nach 12 Tagen ab, in der Kontrollgruppe nach 3 Wochen. Schmerzhafte Gesichtsverletzungen („blaues Auge“, Verletzungen im Bereich der Nase, Prellungen) heilten durch die Einnahme von Enzymen ebenfalls doppelt so schnell wie in den Kontrollgruppen. Das blaue Auge verschwand innerhalb von 10 statt 20 Tagen, die schmerzhaften Blutergüsse an Gesicht und Nase waren nach 8 bis 12 statt nach 15 Tagen abgeheilt.
Auch Schwellungen bauen sich durch Enzyme schneller ab. Eine Woche nach einer OP zeigte die Enzymgruppe einen Schwellungsrückgang um durchschnittlich 12 %, während die Kontrollgruppe nur einen 1,45 %igen aufwies.
Die wissenschaftliche Datenlage zu diesem Thema ist also gegeben. Was fehlt, ist das Wissen über den praktischen Einsatz proteolytischer Enzyme im Falle eines Falles.
Wann, wie viel und wie lange
Enzyme werden im Rahmen der PECH-Maßnahmen am besten sofort eingesetzt. Je schneller dies erfolgt, umso schneller wird die Ödembildung gestoppt. Dies bedeutet, weniger Schwellung, weniger Schmerzen und schnellere Regeneration des verletzten Gewebes. In der darauffolgenden Heilungsphase kontrollieren die Enzyme die Entzündungen und ermöglichen so eine schnellere Regeneration. Außerdem helfen sie beim Abbau des zerstörten Zellmaterials. Proteolytische Enzyme sollten deshalb bis zur vollständigen Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit eingenommen werden.
Die Dosierung erfolgt nach Vorgaben des Präparateherstellers. Bei Nahrungsergänzungsmitteln sollte die angegebene Tagesdosis in der Akutphase alle 2 bis 3 Stunden innerhalb der ersten 10 Stunden eingesetzt werden. Anschließend werden die Enzyme nach den Verzehrempfehlungen auf dem Etikett verwendet, bis die Verletzung ausgeheilt ist.
TIPPS zur effektiven Anwendung von Enzymen
- So nüchtern wie möglich: Proteolytische Enzyme spalten Eiweiß. Würde man die Enzyme mit Milch, Joghurt oder zum Essen einnehmen, wären sie im Darm hochaktiv und würden dort bei der Proteinverdauung verbraucht. Also unbedingt auf nüchternen Magen einsetzen, sprich 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit oder frühestens 2 Stunden nach einer Mahlzeit verzehren. Wer während der Nacht aufstehen muss, kann die Gelegenheit nutzen und die Enzyme auf leeren Magen einnehmen.
- Beim Kauf auf Reinsubstanzen achten: Der Markt für Enzympräparate ist unübersichtlich. Neben Arzneimitteln, die außer den Wirkstoffen eine Reihe von unerwünschten Bestandteilen enthalten, sind verschiedene Ergänzungsprodukte erhältlich, die nach dem Reinsubstanzenprinzip gefertigt werden. Diese Präparate enthalten keine Zusatzstoffe und die empfindlichen Enzyme in Delayed-Release-Kapseln passieren den Magen sicher.
- Kombinationspräparate verwenden: Sinnvoll bei Sportverletzungen sind Produkte, die mehrere proteolytische Enzyme enthalten, also beispielsweise eine Mischung aus Bromelain, Papain, Trypsin und Chymotrypsin. Weitere Natursubstanzen, beispielsweise Bioflavonoide – wie Rutin, Quercetin, die ebenfalls abschwellend und antioxidativ wirken – kennzeichnen gute Enzympräparate.
- Enzymaktivität beachten: Die Enzymaktivität ist ein schwieriges Thema, da jedes Enzym sein eigenes Messverfahren hat. Bromelain zum Beispiel wird in FIP-Einheiten gemessen, Chymotrypsin in USP-Units. Wirbt nun ein Kombinationsprodukt mit der Gesamt-Enzymaktivität, ist das oft ein Marketingtrick. Gute Präparate weisen die Aktivität jedes Enzyms gesondert aus.
Fazit: Enzymes are an athlete’s best friend.
Verletzungen im Sport (und auch im Alltag) sind immer ärgerlich. Besonders eine lang andauernde Heilungsphase stellt die Geduld ziemlich auf die Probe. Nicht nur Leistungssportler wünschen sich eine schnelle Rückkehr ins Training, jeder möchte so bald als möglich wieder in den normalen Lebensrhythmus zurück. Enzyme können Verletzungen nicht verhindern. Aber sie sind eine begleitende Maßnahme, um die Regenerations- und Heilungsprozesse zu beschleunigen. Und sie sind ein natürliches Mittel, das der Körper kennt: Denn proteolytische Enzyme sind auch Bestandteil der Nahrung. Gute Enzympräparate finden in jeder Sporttasche Platz, wo sie im Verletzungsfall sofort zur Verfügung stehen.