Ein anstrengender Tag geht vorbei und man freut sich endlich im Bett entspannen zu können. Doch statt Entspannung wartet innerliche Unruhe. Die Beine wollen nicht rasten, sie kribbeln und ziehen. Fast jeder zehnte Deutsche kennt dieses Gefühl. Die Rede ist vom Restless-Legs-Syndrom (RLS), es gehört zu den häufigsten neurologischen Krankheitsbildern.
1685 wurde das Restless-Legs-Syndrom von Thomas Willis als eine Schlafstörung durch Krämpfe in Armen und Beinen beschrieben. Im Laufe der Zeit wurde das RLS genauer unter die Lupe genommen und man kommt zu folgender Definition: Beim Restless-Legs-Syndrom (RLS) handelt es sich um eine neurologische Erkrankung, die durch einen nicht zu bändigenden Bewegungsdrang der Beine, manchmal auch der Arme, charakterisiert ist. Dieser wird durch unangenehme, oft unerträgliche Missempfindungen hervorgerufen oder von ihnen begleitet. Die Beschwerden treten meist abends oder nachts, in Ruhesituationen auf.
Die Beschwerden treten meist abends oder nachts, in Ruhesituationen auf.
Ursache von RLS und Arten: Primäre vs. Sekundäre RLS
Es gibt zwei Arten von RLS: das primäre und das sekundäre Restless-Legs-Syndrom.
Das primäre RLS tritt meist ohne bekannte Ursache auf, kommt wesentlich öfter vor, vor allem bei jüngeren Menschen und ist meist genetisch bedingt. Man geht davon aus, dass etwa 40 % der Fälle vererbt sind.
Die sekundäre Form dagegen wird durch andere Auslöser verursacht. Die häufigsten Gründe für ein sekundäres RLS sind höhergradige Niereninsuffizienz, Eisenmangelanämie, Folsäuremangel, hormonelle Störungen (insbesondere durch Schilddrüsenerkrankungen) und Schwangerschaft.
Wie genau die Krankheit entsteht, kann bisher nur vermutet werden. Die Wissenschaft geht davon aus, dass Störungen des „dopaminergen Systems“ vorliegen. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff des Nervensystems. Die Aufgabe der sogenannten Neurotransmitter – eine Art Hormon – ist es, Signale zwischen Neuronen weiterzuleiten und so für die Steuerung sowohl körperlicher als auch geistiger Bewegungen zu sorgen. Sind diese „Reizempfänger“ verändert, kann es zu Überreaktionen beziehungsweise zu verstärkter Erregung kommen.
Vorkommnisse
Die Prävalenz variiert zwischen 3-10%, wobei die Hälfte gering ausgeprägte Symptome zeigt. Zirka 60% haben einen Verwandten ersten Grades, der an RLS leidet. Die Zahlen einer positiven Familienanamnese variieren zwischen 32-90%, hier überwiegt vor allem das primäre RLS.
Das Restless-Legs-Syndrom ist unabhängig vom Alter, es kann zu jedem Lebenszeitpunkt auftreten, sowohl als Kind als auch im fortgeschrittenen Alter. Einige der Patienten weisen darauf hin, dass sie bereits im Kindesalter erste Symptome hatten und diese im Alter zwischen 30 und 40 wieder auftraten. RLS kommt im Alter häufiger vor, wobei ein primäres RLS meist früher auftritt als ein sekundäres RLS. In den USA und im Norden Europas kommt das Syndrom am häufigsten vor. Im Mittleren Osten, im Süden Europas, in Südamerika, Asien und Afrika hingegen kommt RLS eher selten vor. Auch das Geschlecht macht Unterschiede bei den Vorkommnissen. Insgesamt sind Männer weniger häufig betroffen als Frauen. Frauen über 35 leiden doppelt so oft an RLS als Männer, da es meist während einer Schwangerschaft zum Auftreten eines sekundären RLS kommt. Leidet man während der Schwangerschaft unter RLS vervierfacht sich die Wahrscheinlichkeit im weiteren Leben ein chronisches Restless-Legs-Syndrom zu bekommen.
Das Restless-Legs-Syndrom ist unabhängig vom Alter, es kann zu jedem Lebenszeitpunkt auftreten, sowohl als Kind als auch im fortgeschrittenen Alter.
Symptome eines Restless-Legs-Syndroms
RLS äußert sich durch Missempfindungen in den Beinen und Bewegungsdrang. Betroffene beschreiben die Missempfindungen als kribbelndes, stechendes, brennendes, brodelndes oder klopfendes Gefühl in den Beinen, das meist am Abend auftritt. Auch die Arme oder andere Körperteile können betroffen sein. Diese Beschwerden werden von ständigem Bewegungsdrang begleitet und man verspürt meist Unruhe.
Außerdem können Muskelzuckungen und spontane Bewegungen der Extremitäten auftreten. Dies kann sowohl im Wachzustand als auch im Schlaf passieren. Dadurch kommt es meist zu Schlafmangel, was wiederum zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszuständen, zu Aggressionsneigung und Depressionen und sogar zu Herzrhythmusstörungen führen kann.
Alternative und natürliche Tipps zur Behandlung von RLS
Alternative Maßnahmen das RLS zu behandeln sind nebenwirkungsfrei und können medikamentöse Therapieformen unterstützen. Außerdem sind sie gut in den Alltag zu integrieren und können leicht zuhause angewendet werden. Die Wissenschaft ist noch nicht so weit fortgeschritten, um RLS zu heilen, somit beschränkt sich die Behandlung rein auf das Lindern der Symptome.
Tipp 1: Bewegung
Meist bessern sich Symptome sofort mit Bewegung. Bei steigender Erkrankungsdauer besteht jedoch die Gefahr, dass diese immer länger dauern und stärker sein muss, um den erwünschten Effekt zu erreichen. Was wiederum andere Beschwerden hervorrufen kann. Durch regelmäßige körperliche Bewegung, wie Schwimmen, Radfahren, und Ausdauersport kann gegen das RLS angekämpft werden.
Tipp 2: Wechselduschen
Auch Kälte- und Wechselduschen der Beine, sowie Bürstenmassagen können helfen. Dies fördert die Durchblutung und regt die Nervenzellen an.
Tipp 3: Entspannungsübungen
Außerdem sind Entspannungsmethoden zum Stressabbau von Vorteil. Hierbei kann die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder autogenes Training helfen.
Tipp 4: Verzicht auf Alkohol und Koffein
Manche Betroffene geben an, dass ein Verzicht auf Alkohol und Koffein, besonders am Nachmittag, die Beschwerden lindern. Alkohol und Koffein zählen zu den Genussmitteln, die den Schlaf negativ beeinflussen können. Auch auf einen niedrigen Konsum von schwarzem oder grünem Tee soll geachtet werden.
Tipp 5: Mikronährstoffe zur Unterstützung
Auch Mikronährstoffe können die Symptome mindern.
Eisen spielt eine zentrale Rolle bei der Dopamin-Bildung, liegt hier ein Mangel vor, kann dies zu RLS führen. Vor allem Frauen sind hier betroffen. Eisenmangel kann bei Schwangerschaft und Geburt aber auch bei Frauen mit starken monatlichen Blutungen entstehen. Auch Vegetarier, Veganer und Menschen, die intensiven Sport betreiben sind einem erhöhten Risiko des Eisenmangels ausgesetzt. Der Ferritin-Wert sollte bei diesen Personen nicht unter 70µg/l liegen.
Anhand von wissenschaftlichen Studien konnte herausgefunden werden, dass ein unerkannter Folsäuremangel (speziell auch während der Schwangerschaft) als mögliche Ursache für RLS gilt. Ebenso wie das Eisen greift Folsäure indirekt in die Bildung von Dopamin im Gehirn ein.
Auch auf eine ausreichende Vitamin C-Zufuhr sollte geachtet werden. Folsäure sollte in Verbindung mit einer Vitamin C-Quelle zugeführt werden, weil ein Mangel an Vitamin C auch schnell die Folsäurespeicher schwinden lässt.
Neben verschiedenen Symptomen in mentalen Veränderungen, zeigt sich ein Magnesiummangel auch in einer neuronalen Übererregbarkeit. Weshalb auch hier ein Einfluss auf das RLS diskutiert wird.
Liegt ein Vitamin B12-Mangel vor, treten meist neurologische Störungen auf, die eine Verbindung zum RLS vermuten lassen. Bisher liegen allerdings keine klinischen Studien vor, die einen erfolgreichen Einsatz von Vitamin B12 bei RLS dokumentieren.
Eisen spielt eine zentrale Rolle bei der Dopamin-Bildung, liegt hier ein Mangel vor, kann dies zu RLS führen.