Eine gesunde Ernährung und ein vernünftiger Lebensstil – vor und während einer Schwangerschaft – ist für deren störungsfreien Verlauf, die Geburt und die spätere Entwicklung des Kindes von besonderer Bedeutung. Da die nutritive Konstitution der Mutter nicht nur Konsequenzen für ihr eigenes Wohlbefinden hat, sondern auch ganz entscheidend die langfristige Gesundheit und Entwicklung des heranwachsenden Kindes mitbestimmt, sollte frühzeitig auf eine ausreichende Versorgung mit lebenswichtigen Mikronährstoffen geachtet werden. Denn für Mutter und Kind ist das Beste gerade gut genug!
Einflussfaktoren für die Schwangerschaft
Der Lebensstil in der Zeit vor der Empfängnis hat einen maßgeblichen Einfluss auf die spätere Gesundheit des Kindes und stellt zukünftig einen bedeutenden Ansatz für primärpräventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen dar. Die derzeit viel beforschte sogenannte „frühe Programmierung“, also dem Einwirken von Außenfaktoren auf zukünftige Funktionsweisen von Organsystemen und Stoffwechselprozessen des ungeborenen Kindes in kritischen Entwicklungsphasen, beschäftigt sich insbesondere mit den epigenetischen, zellulären und metabolischen Vorgängen. Demnach spielt nicht nur die Genetik eine tragende Rolle, auch ungünstige Umweltbedingungen können eine „Fehlprogrammierung“ fördern und sich prägend auf die Entwicklung von Erkrankungen im späteren Lebensverlauf auswirken. Besonders kritisch zu betrachten: Übergewicht und Adipositas bei Frauen im gebärfähigen Alter. Bereits die Chance schwanger zu werden ist bei Frauen mit starkem Übergewicht bzw. Adipositas verringert.
Welche Vitamine sind gut für die Fruchtbarkeit?
Wissenschaftlichen Studien zufolge erhöht oxidativer Stress das Auftreten weiblicher Infertilität. Grund dafür ist die vermehrte Produktion von freien Radikalen bei gleichzeitig abfallender antioxidativer Kapazität der Zellen. Hinweise deuten darauf hin, dass eine gezielte Gabe von Mikronährstoffen bei einer bestehen Infertilität zu einer Erhöhung der Fertilität führen kann. Es sollte demzufolge auf eine gezielte Nährstoffzufuhr wie etwa Zink, Vitamin E und Selen schon vor der eigentlichen Schwangerschaft und bei bestehendem Kinderwunsch geachtet werden.
Für Frauen mit Kinderwunsch stellt insbesondere die Folsäure einen kritischen Nährstoff dar.
Mittlerweile gilt es auch als statistisch gesichert, dass eine ausreichende Folsäureversorgung vor einer Schwangerschaft das Auftreten von Neuralrohrdefekten dramatisch reduzieren kann. Das Schließen des Neuralrohres erfolgt bereits zwischen dem 21. und dem 27. Schwangerschaftstag, also zu einem Zeitpunkt, an dem bei den meisten Frauen die Schwangerschaft noch nicht erkannt ist. Für Frauen, die eine Schwangerschaft planen oder die schwanger werden könnten, wird eine Folsäure-Supplementierung offiziell empfohlen. Darüber hinaus steigt auch der Bedarf an weiteren Mikronährstoffen wie etwa Jod, Zink, Eisen, Calcium, Magnesium, Vitamin D und Vitamin B12.
Ausreichend Vitamine während der Schwangerschaft
Im Verlauf einer Schwangerschaft finden körperliche Veränderungen auf biochemischer Ebene statt, an die der mütterliche Organismus die Nährstoffzufuhr anpassen muss. Durch die Neubildung von zusätzlichem oder neuem Gewebe sowohl bei der Mutter als auch beim Fetus ergibt sich durch die damit verbundene stark erhöhte Zellteilungsrate ein erheblicher Mehrbedarf an zahlreichen Vitaminen und Mineralstoffen, während der Energiebedarf nur geringfügig wächst.
Ein gutes Beispiel ist Eisen: Während der Schwangerschaft verdoppelt sich der Bedarf. Der lebensnotwendige Nährstoff liefert den Zellen den benötigten Sauerstoff und trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei. Aus einem Eisenmangel kann sich rasch eine Anämie (Blutarmut) entwickeln – wobei diese häufig gegen Ende der Schwangerschaft (2. und 3. Trimester) und während der Stillzeit beobachtet wird.
Für die Steuerung der körperlichen und kindlichen Entwicklung, insbesondere des Nervensystems und der Knochen ist das Spurenelement Jod unerlässlich. Außerdem ist es ein essenzieller Bestandteil und limitierender Faktor für die Synthese der Schilddrüsenhormone, die für Wachstums- und Stoffwechselprozesse von zentraler Bedeutung sind.
Folsäure unterstützt die Neubildung von Zellen und ist unentbehrlich für die Blutbildung. Studien zeigen, dass eine Folsäuresupplementierung von 400 µg/Tag das Risiko für kindliche Fehlbildungen des Nervensystems reduziert. Durch eine adäquate Folsäurezufuhr wird nicht nur Neuralrohrdefekten wirksam vorgebeugt, sondern auch der Homocysteinspiegel gesenkt.
Kalzium ist wichtig für die Knochenbildung während der Schwangerschaft und senkt des Osteoporoserisiko der Mutter.
Schwangere Frauen können auch von einer ergänzenden Magnesium– und Kalzium-Supplementation profitieren. Eine ungenügende Kalzium- und Vitamin-D-Aufnahme zeigt sich in verminderter Knochenmineralisierung beim Kind und in der Demineralisierung der mütterlichen Knochensubstanz. Ähnliches gilt auch für die Magnesiumzufuhr – diese hat sich zudem zur Prävention von Bluthochdruck, Wadenkrämpfe, Obstipation, Übelkeit, Erbrechen und frühzeitigen Wehen bewährt.
Insbesondere bei einer rein pflanzlichen (veganen) Ernährungsweise ist Vorsicht geboten, denn im Gegensatz zu einer ausgewogenen vegetarischen Ernährung mit Verzehr von Milchprodukten und Eiern birgt eine pflanzlich basierte Kost gesundheitliche Risiken für das ungeborene Kind – vor allem aufgrund der Unterversorgung mit Vitamin B12. Es trägt zum gesunden Wachstum von Gehirn und Nervensystem bei, spielt eine wichtige Rolle bei der Blutbildung und ist ganz allgemein für die körperliche Entwicklung des Ungeborenen essentiell.
Nicht zu vergessen das Spurenelement Zink: Es ist an zahlreichen Stoffwechselvorgängen beteiligt und ein wesentlicher Bestandteil für ein gesundes Zellwachstum. Aufgrund der geringen Verfügbarkeit aus Nahrungsmitteln und zahlreichen Wechselwirkungen mit Nahrungsbestandteilen (Phytate, Phosphate, Oxalate) ist eine ausreichende Aufnahme über die Ernährung oftmals eine Herausforderung – insbesondere in der Schwangerschaft.
Warum sind Omega-3-Fettsäuren während der Schwangerschaft wichtig?
Schwangere Frauen, die nicht regelmäßig Seefisch (z.B. Hering, Lachs, Makrele oder Sardine) essen, wird die Ergänzung mit Omega-3-Fettsäuren, insbesondere DHA (Docosahexaensäure) empfohlen. Von Beginn der Schwangerschaft an, besonders aber ab Beginn des 3. Trimesters, ist das Ungeborene verstärkt auf die Zufuhr mit der Omega-3-Fettsäure DHA angewiesen. Dieser Zeitraum erstreckt sich bis weit in die Stillzeit hinein. DHA ist Baustein von Zellmembranen und findet sich in hohen Konzentrationen in Nerven, Gehirn und Auge. Die Notwendigkeit einer adäquaten DHA-Versorgung geht mit der Entwicklung des Gehirns und des zentralen Nervensystems einher. Eine zusätzliche Gabe von Omega-3-Fettsäuren reduziert zudem das Risiko von Schwangerschaftsdiabetes.
Richtige Ernährung während der Stillzeit
Auch die Stillzeit stellt besondere Anforderungen an die Nährstoffzufuhr. Bedingt durch die Bereitstellung von Aufbaustoffen für die Synthese der Muttermilch liegt der Bedarf an vielen Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen sogar noch höher als während der Schwangerschaft. Da die Zusammensetzung der Brustmilch in direktem Zusammenhang mit der Nährstoffversorgung der Stillenden steht, wirkt sich eine Unterversorgung auch auf die Ernährung des Säuglings aus. Für den Säugling stellt die Muttermilch daher die weitaus beste Nahrungsquelle dar, da sie zahlreiche immunologische Komponenten enthält (z.B. Immunglobuline, Enzyme, Hormone, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Zytokine und viele mehr), die vor Infektionen und allergischen Erkrankungen im Säuglingsalter schützen.
Aufgrund der erhöhten Hygienestandards in der modernen Gesellschaft hat sich auch die Zusammensetzung der Darmmikrobiota von Säuglingen verändert und das Risiko für die Entwicklung immun-vermittelter Krankheiten wie Allergien und Asthma potenziell beeinträchtigt. Gerade die mikrobielle Vielfalt ist für eine gesunde Reifung und Funktion des kindlichen Immunsystems unerlässlich. Deshalb ist es sinnvoll, die Qualität der Frauenmilch und ihren Gehalt an Mikronährstoffen über die Ernährung der Stillenden zu sichern und zu erhöhen.