Bildschirme sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob am Arbeitsplatz oder in der Freizeit, auf Notebooks, Smartphones und Tablets kann und will heute niemand mehr verzichten.
Wenig verwunderlich, dass unsere Augen darunter leiden. Die Überbelastung unserer Sehorgane, die durch den stundenlangen konzentrierten Blick auf einen Bildschirm entstehen kann, trägt mittlerweile auch einen offiziellen Namen: das „Office Eye“ oder „Büro Auge“.
Die Symptome des Office Eyes sind trockene, brennende, kratzende und juckende Augen, Fremdkörpergefühl und manchmal auch verschwommene Sicht. Medizinisch zählt das Office Eye zum Trockenes-Auge-Syndrom, das eine Reihe von Augenerkrankungen umfasst.
Frauen über 30 sind vom Office Eye stärker betroffen als Männer, wie die japanische Osaka-Studie herausfand.
76,5 % der Bildschirmarbeiterinnen und 60 % ihrer männlichen Kollegen leiden unter trockenem Auge.
Das trockene Auge ist auch Teil des sogenannten Computer Vision Syndroms (CVS). Dies umfasst neben den Augenbeschwerden auch Muskelverspannungen, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit und Schlafprobleme, die ebenfalls durch die Bildschirmarbeit ausgelöst werden können.
Alle, die lange Zeit an Computer, Smartphone, Tablet & Co verbringen, sollten deshalb nicht nur den Bildschirm, sondern auch die Gesundheit ihrer Augen im Blick behalten. Dazu gibt es einige hilfreiche Tipps.
Mindestens 13 Mal pro Minute Blinzeln
Das Office Eye entsteht durch zu wenig Blinzeln. Durch das Schließen der Augenlider wird die Augenoberfläche mit dem Tränenfilm benetzt und feucht gehalten. Normalerweise blinzeln wir etwa 9 bis 13 Mal pro Minute. Fokussieren wir auf einen Bildschirm verringert sich die Blinzel-Frequenz auf unter 5. Eine unvollständige Befeuchtung und eine erhöhte Verdunstungsrate sind die Folge, was zur Austrocknung der Augenoberfläche führt. Dies macht sich zunächst durch Brennen, Jucken und Fremdkörpergefühl bemerkbar. Es können sich daraus aber durchaus auch schwerwiegende Augenerkrankungen entwickeln.
Paradoxerweise fangen Augen, wenn sie trocken sind, an zu tränen. Durch den fehlenden Lidschlag werden kleine Partikel aus der Umwelt nicht mehr aus dem Auge entfernt. Das verstärkt die bereits bestehende Reizung. Als Reaktion produziert das Auge zwar viel Tränenflüssigkeit, allerdings in einer sehr wässrigen Zusammensetzung. Diese haftet deshalb nicht lange auf der Augenoberfläche, benetzt die Linse nur für kurze Zeit und bringt keine Linderung.
Die Veränderungen der Tränenkonsistenz ist ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung des Office Eyes. Sie beeinträchtigt nicht nur die Befeuchtung des Auges, sondern hat Einfluss auf die Sehqualität und fördert Augenentzündungen. Dadurch verstärken sich die Augenbeschwerden und es können dauerhafte Schäden folgen. Die regelmäßigen Lidschläge beim Blinzeln sorgen nicht nur für die Benetzung und Befeuchtung der Augenoberfläche, sondern sind auch für die richtige Konsistenz des Tränenfilms notwendig
Also gilt: Blinzeln nicht vergessen.
Pausen, Palmieren, Blickwechsel und Gähnen
Um die Augen während eines langen Tags am Bildschirm zu entlasten und dem trockenen Auge vorzubeugen, sind regelmäßige Pausen wichtig. Am besten wären kurze Aufenthalte an der frischen Luft. Wenn das nicht möglich ist, sind Entspannungsübungen hilfreich. Beispielsweise das „Palmieren“. Bei dieser einfachen Methode werden die Handflächen (englisch „palm“) aneinander gerieben, um sie aufzuwärmen. Anschließend legt man die Hände für 2 bis 3 Minuten auf die geschlossenen Augen. Die Wärme der Handflächen verstärkt den Entspannungs- und Erholungseffekt. In diesem Fall also nicht Hand aufs Herz, sondern Hand aufs Auge.
Die 20-20-20-Regel, eine Methode aus den USA hilft dabei, den Blick regelmäßig vom Bildschirm zu lösen. Dabei wird alle 20 Minuten für 20 Sekunden ein Objekt in mindestens 20 Fuß Entfernung (das sind ca. 6 m) betrachtet. Das entspannt die Augenmuskulatur, denn unsere Augen sind von Natur aus darauf ausgelegt ständig zwischen Nah- und Fernsicht zu wechseln.
Auch Gähnen ist gut für die gestressten Augen. Durch das Gähnen wird die Gesichtsmuskulatur entspannt, gleichzeitig werden die Augen befeuchtet. Eine schnelle Hilfe für die trockenen Augen.
Arbeitsplatz und Raumklima
Die korrekte Position des Bildschirms, ein entspiegelter und flimmerfreier Monitor und eine angepasste Helligkeit sind das A und O um Augenstress zu vermeiden. Als Faustregel gilt, dass der Abstand zwischen den Augen und dem Bildschirm 50 bis 70 cm betragen sollte, also ungefähr eine Armlänge.
Ein gutes Raumklima entlastet die Augen ebenfalls. Bei klimatisierten oder beheizten Büros wäre eine 50%ige Luftfeuchtigkeit ideal. Regelmäßiges Lüften und das Aufstellen von Luftbefeuchtern helfen gegen trockenes Raumklima und Staub. Pflanzen im Büro sind nicht nur ein grüner Blickfang (z.B. für die 20-20-20-Regel), sondern sorgen für reine Luft und frischen Sauerstoff.
Künstliche Tränen
Ein gerne gewählter, weil einfacher Weg, ist der Griff zu „künstlichen Tränen“. Diese Art von Augentropfen bringen zwar eine schnelle Linderung der Symptome, weil sie sich wie ein Tränenfilm auf Hornhaut und Bindehaut legen, aber sie behandeln nicht die Ursache des trockenen Auges. Deshalb besteht die Gefahr eines Gewöhnungseffektes. Eine dauerhafte Verwendung der künstlichen Tränen kann zudem Nebenwirkungen zeigen. Besonders Präparate, die Konservierungsmittel enthalten, können langfristig die Beschwerden eher verstärken als lindern. Auch gibt es zahlreiche Menschen, die auf die Ersatztränen allergisch reagieren.
Aber selbst die besten Augentropfen können den echten Tränenfilm nur imitieren. Deshalb ist es notwendig die Probleme, die das trockene Auge verursachen, an der Wurzel zu packen.
Wichtige Nährstoffe bei trockenem Auge
Neben einer gesunden Ernährungsform mit viel frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und guten hochwertigen Eiweißquellen haben einige Nährstoffe eine besondere Bedeutung bei trockenem Auge.
Omega-3 für den Tränenfilm
Die mehrfach ungesättigten Omega-3 Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) sind Bestandteil des natürlichen Tränenfilms und an dessen Aufbau beteiligt. Die Forschung zeigt, dass das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren im Körper entscheidend für die Qualität des Tränenfilms ist. Und eine hohe Aufnahme von EPA und DHA spiegelt sich in der Stabilität des Tränenfilms wider. In einer placebokontrollierten Interventionsstudie mit 456 Personen mit Computer Vision Syndrom und Augentrockenheit wurde durch die tägliche Substitution von 180 mg EPA und 120 mg DHA eine Verbesserung der Symptome und eine Erhöhung der Tränenfilmstabilität innerhalb von 3 Monaten erzielt.
Antioxidantien gegen die Entzündungsprozesse
Entzündungen an der Augenoberfläche, die beim trockenen Auge häufig zu beobachten sind, führen zu oxidativem Stress. Die dabei überschießende Produktion von freien Radikalen wird als eine der Ursachen für die dauerhafte Schädigungen am Gewebe angesehen. Als Gegenspieler können Antioxidantien aus der Nahrung die freien Radikale kontrollieren und die zerstörerischen Prozesse unterbinden. Eine ausgewogene Ernährung mit hohem Anteil an Früchten liefert die entsprechenden Wirkstoffe. Vitamin C, Vitamin E, Zink und Selen sind anerkannte Antioxidantien. Alpha Liponsäure, Coenzym Q10, pflanzliche Polyphenole (z.B. aus grünem Tee oder aus Trauben) und Carotinoide (aus gelben Pflanzen) gelten ebenfalls als starke Radikalfänger.
Carotinoide gegen Augenermüdung
Betacarotin, Lutein und Zeaxanthin sind Augennährstoffe. Insbesondere Lutein und Zeaxanthin werden für den Gelben Fleck im Augeninneren benötigt. Diese Stelle, die sogenannte Makula, ist für die Sehschärfe verantwortlich. Die zusätzliche Zufuhr dieser Nährstoffe kann aber offenbar auch die negativen Folgen der Bildschirmarbeit günstig beeinflussen. So fand eine Studie, dass die 6-monatige Verwendung von 24 mg Lutein und Zeaxanthin u.a. die Augenermüdung, die Blendempfindlichkeit, die Reaktion auf Photostress und die Kontrastsensitivität signifikant verbessern konnte. Zudem zeigte sich eine signifikante Erhöhung der Schlafqualität.
Fazit
Wer regelmäßig lange Zeit vor einem Bildschirm verbringt, kann sehr schnell die Augen überfordern. Die Symptome eines Office Eyes, vor allem das trockene Auge mit Rötung, Jucken, Kratzen und Fremdkörpergefühl, sind zunächst nur unangenehm. Es kann sich daraus aber sehr schnell auch eine schwerwiegenden Erkrankungen an der Augenoberfläche entwickeln. Prävention ist deshalb sinnvoll. Unsere Tipps helfen dem Office Eye vorzubeugen und die gezielte Zufuhr ausgewählter Mikronährstoffe unterstützt die Erhaltung der Augengesundheit. Augenblick für Augenblick.