Atmen, ein unbewusster Reflex. Selbst wenn wir nicht daran denken zu atmen tun wir es, aber was genau passiert da? Warum leiden so viele Menschen an Atemwegserkrankungen? Welche Rolle spielt dabei die Ernährung und welche Mikronährstoffe können hilfreich sein?
Atemwege und ihre Funktion
Die Aufgabe unserer Atemwege ist nicht nur das Transportieren der Atemluft, sie dienen auch dem Gasaustausch zwischen Luft und Blut. Um Ein- und Ausatmen zu können brauchen wir unsere Atemmuskulatur. Das Zwerchfell, eine große Muskelplatte, ist der wichtigste Atemmuskel und liegt zwischen unserem Bauch- und Brustraum. Brust-, Bauch- und Zwischenrippenmuskeln sowie Muskeln des Schultergürtels helfen uns beim Atmen. Man kann unsere Atemmuskeln mit der Arbeit einer Pumpe vergleichen. Wenn wir einatmen senkt sich das Zwerchfell nach unten in Richtung Bauch und die Rippen und Schultern heben sich leicht. Dabei dehnen sich die Lungenflügel und es entsteht ein leichter Unterdruck, damit Luft in die Lunge einströmen kann. Das Ausatmen geschieht hauptsächlich passiv durch die Elastizität der Lungenflügel.
Zentrale Atemzentren, wie das Gehirn, Dehnungsrezeptoren in der Lunge sowie Chemorezeptoren in den Halsschlagadern und der Aorta steuern die Atmung. Diese Rezeptoren arbeiten praktisch wie Fühlkörperchen oder Empfänger. So kann gleichmäßig ein- und ausgeatmet werden und der Atemrhythmus auch an das jeweilige Tun (Sport, Schlafen, etc.) angepasst werden.
Grundsätzlich wird zwischen den oberen und den unteren Atemwegen unterschieden. Zu den oberen Atemwegen zählen die Nasenhöhle, Die Nasennebenhöhlen, die Mundhöhle, der Rachenraum und der Kehlkopf. Zu den unteren Atemwegen gehören die Luftröhre, die Bronchien, die Bronchiolen und die Lungenbläschen. Durch das sogenannte Flimmerepithel, womit der Großteil der Atemwege ausgekleidet ist, kann die Atemluft sowohl befeuchtet, angewärmt als auch gereinigt werden. Das Flimmerepithel verfügt über Zellen mit Flimmerhärchen, schleimbildenden Becherzellen und Drüsen.
So komplex unser Atemsystem ist, so komplex und vielseitig sind auch die Atemwegserkrankungen. Am meisten verbreitet ist die Erkältung, ein sogenannter Atemwegsinfekt. Zwei- bis viermal im Jahr haben Erwachsene eine Erkältung, Kinder sogar bis zu zehnmal. Grundsätzlich ist eine Erkältung nicht besorgniserregend, dennoch sollte man ihre Behandlung ernst nehmen, da es sonst zu einem Verschleppen des Atemwegsinfektes kommen kann und so Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) oder Bronchitis entstehen kann.
Zwei- bis viermal im Jahr haben Erwachsene eine Erkältung, Kinder sogar bis zu zehnmal
Die häufigsten Atemwegserkrankungen sind:
- Akute und chronische Nasennebenhöhlenentzündung
- Lungenentzündung
- Grippale Infekte – Infektionskrankheiten der Schleimhaut von Hals, Nase, Nasennebenhöhlen und/oder Bronchien
- Grippe
- Bronchitis
- Kehlkopfentzündung
- Erkrankungen der Nase – z.B. Nasenpolypen
- Asthma bronchiale (inkl. allergisches Asthma)
- COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung)
Ursachen von Atemwegserkrankungen
Beim Atmen werden Mikroorganismen und winzige Partikel eingeatmet, welche Menschen mit einem gesunden Immunsystem keinen Schaden zufügen. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt, kann der Körper die schädlichen Einflüsse von außen nur noch schwer abwehren.
Normalerweise transportieren die Schleimhäute, die die Atemwege von innen umkleiden, diese winzigen Partikel (Viren, Bakterien) mithilfe von Schleim über Herunterschlucken oder Abhusten aus den Atemwegen heraus. Dies funktioniert mit einem geschwächten Immunsystem nur noch mäßig. Warum das Immunsystem geschwächt ist und somit der Abtransport dieser schädlichen Partikel nur noch vermindert möglich ist, kann viele Ursachen haben. Ganz oben auf der Liste stehen ungesunde Ernährung, Übergewicht, Alkoholmissbrauch, Rauchen, Umweltbelastungen und vor allem auch Stress. Atmung und psychische bzw. körperliche Befindlichkeit hängen eng zusammen. Der Körper wird über die Art des Atmens angespannter oder auch entspannter. Durch Aufregung, Stress oder Angst bewirkt unser sympathisches Nervensystem eine Erweiterung der Luftröhre und der Bronchien. Stress ist eine wichtige Flucht- oder Kampfreaktion, die viel Energie benötigt. Durch die schnellere und vertiefte Atmung wird mehr Sauerstoff für die Kampfbewegungen bereitgestellt, dies kann aber zu Spannungsveränderungen der Atemmuskeln führen. Das Gesamtvolumen der Lunge kann beträchtlich verändern werden. Bereits leichte Muskelverspannungen können Störungen der Atmung bewirken.
Kinder und ältere Menschen sind besonders betroffen. Bei den Atemwegserkrankungen herrscht ein großer Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen. Die Atemwege wie auch das Immunsystem sind im Kindesalter noch nicht ausgereift, weshalb es öfter zu Schleimhautentzündungen in den oberen und unteren Atemwegen kommt. Bei Kindern gehört die akute Bronchitis zu den häufigsten Erkrankungen. Auch ältere Menschen haben eine geschwächte Immunabwehr und erkranken deshalb öfter an Atemwegserkrankungen.
Die Atemwege wie auch das Immunsystem sind im Kindesalter noch nicht ausgereift, weshalb es öfter zu Schleimhautentzündungen in den oberen und unteren Atemwegen kommt
Atemwege und Ernährung
Eine gesunde Ernährung spielt eine große Rolle bei Atemwegserkrankungen. Vor allem Lungenerkrankungen können durch eine nährstoffreiche, ausgewogene Nahrungsaufnahme reduziert werden.
Wichtig:
- Auf ein gesundes Körpergewicht achten
- Ausgewogen essen, d. h. viel Obst, Gemüse, Nüsse und Fisch
- Salz reduzieren
- Mehr Omega-3-, weniger Omega-6-Fettsäuren
- Ausreichend Bewegung
Vor allem Lungenerkrankungen können durch eine nährstoffreiche, ausgewogene Nahrungsaufnahme reduziert werden
Atemwegserkrankungen und Mikronährstoffe
Generell ist es wichtig das Immunsystem zu stärken, damit Atemwegserkrankungen keine Chance haben. Hier gilt es vor allem auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin D zu achten. Eine der wichtigsten Aufgaben von Vitamin D ist nämlich die Steuerung des Immunsystems. Als Gegenstand der wissenschaftlichen Debatte rund um den präventiven Nutzen ist Vitamin D als potenter Mikronährstoff längst in der Therapiebegleitung angekommen. Neueste wissenschaftliche Forschungsarbeiten zeigen außerdem evidente Belege, dass die Zufuhr von Vitamin D das Risiko für Asthmaanfälle verringern und den Bedarf an Medikamenten (z.B. Kortikosteroide) senken kann. Darüber hinaus, hat Zink laut Studien einen direkten Einfluss auf das Risiko zu erkranken und auf die Dauer bzw. die Intensität der Erkrankungen. Bei Erkältungen sollte auf jeden Fall auf einen ausreichenden Vitamin-C-Spiegel geachtet werden. Beta-Glukan ist ein natürliches Polysaccharid, welches mittels Botenstoffen die natürliche Abwehr auslöst. Nachgewiesen ist auch eine Verbesserung der Aktivität der natürlichen und der lymphokin aktivierten Killerzellen. Neben Beta-Glukan sind auch die in der TCM häufig eingesetzten Medizinal-Pilze Shiitake und Reishi natürliche Beta-Glukanquellen, die vermehrt spezielle Antikörper bilden. Auch der Vitalpilz Coriolus hat neben immunmodulierenden Effekten auch tumorhemmende und antivirale Wirkungen.
Auch traditionelle Pflanzenextrakte können die Immunabwehr stärken. Sie können über diverse Mechanismen Einfluss auf die Leistung des menschlichen Immunsystems nehmen. Zum einen existieren sogenannte Immun-Stimulantien, die die Aktivitäten des unspezifischen Immunsystems fördern, zum anderen haben viele Pflanzenstoffe eine direkte antibakterielle und antivirale Wirkung auf die Antigene.
Darunter fallen Cat´s Claw, eine Lianenart, deren Wurzelextrakt in der südamerikanischen Kräuterheilkunde traditionell bei chronischen Entzündungen, Infektionen, Tumoren und Magengeschwüren eingesetzt wird. Astragalus membranaceus zählt zu den wichtigsten Heilkräutern in der chinesischen Medizin und hat nachweislich immunstimulierende Effekte. Neem (Azadirachta indica) gehört zu den Phytotherapeutika des indischen Kulturraums mit stark antibakteriellen Eigenschaften. Bestimmte Inhaltsstoffe der Pflanze hemmen die Fähigkeit der Bakterien, sich zu vermehren, indem sie den Aufbau der bakteriellen Membranen stören. Astragalus membranaceus zählt zu einem wichtigen Heilkraut in der chinesischen Medizin und hat immunstimulierenden Effekte. Das in Eukalyptus enthaltene ätherische Öl weist eine starke schleimlösende und entzündungshemmende Wirkung auf und dient der Stärkung des Immunsystems. Die immunstärkende und antimikrobielle Wirkung von Eukalyptusöl konnte bereits durch zahlreiche Untersuchungen bestätigt werden. Die südafrikanische Arzneipflanze Pelargonium sidoides findet durch ihre antiviralen, antibakteriellen und immunmodulierenden Eigenschaften Einsatz in der Behandlung von Erkältungskrankheiten, insbesondere bei Bronchitis. Phyllantus emblica, auch als indische Stachelbeere oder Amla bekannt, ist eine der bestuntersuchten Medizinpflanzen und soll unter anderem antibakteriell, fungizid, antiviral, antidiabetisch, antioxidativ, antiinflammatorisch, immunmodulatorisch, analgetisch, antiatherogen und antipathogen wirken. Der natürliche Reinigungsmechanismus der Atemwegsschleimhäute wird durch Pflanzenextrakte unterstützt. Auch Thymian zählt zu den Pflanzen mit antibakterieller Wirkung. Die enthaltenen ätherischen Öle werden schnell und nahezu vollständig resorbiert und gelangen direkt an die Drüsenzellen der Bronchien, wo sie die Selbstreinigung und den Abtransport des Schleims fördern. Für Thymian wurden zudem hustendämpfende Eigenschaften nachgewiesen. Spitzwegerich wirkt reizlindernd, adstringierend und antibakteriell und wird vor allem bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingesetzt. Eibischwurzel wirkt ebenfalls reizlindernd und normalisiert darüber hinaus eine übersteigerte Aktivität der Flimmerhaare der Bronchien.
Laut Studien hat Zink einen direkten Einfluss auf das Risiko zu erkranken und auf die Dauer bzw. die Intensität der Erkrankungen
Asthma bronchiale
Omega-3-Fettsäuren, Schwarzkümmelöl, Vitamin C und Zink können die Symptomatik einer Asthma bronchiale verbessern. Wie oben bereits erwähnt, zeigen neueste Studien, dass Vitamin D das Risiko für Asthmaanfälle verringern kann und sogar den Bedarf an Medikamenten (z.B. Kortikosteroide) senken kann. Außerdem ist meist der Magnesiumspiegel bei Patienten mit Asthma bronchiale erniedrigt. Kurkuma (Gelbwurz) als Gewürz, Tee, Tropfen oder Kapseln kann Entzündungen bei Asthma hemmen. Die Heilkräuter Isländisch Moos, Spitzwegerich und Fenchel erleichtern das Atmen. Selen, Vitamin A, Vitamin E, Vitamin B6 und Vitamin B12 können ebenso hilfreich sein.
Der Magnesiumspiegel ist bei Patienten mit Asthma bronchiale erniedrigt
Bronchitis
Oft wird zur Therapie von Bronchitis eine orthomolekulare Substanz eingesetzt, das Acetylcystein. Dies wird aus der Aminosäure Cystein gebildet und ist dazu in der Lage den Schleim in den Bronchien zu verdünnen und zu lösen.
Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
Männer sind von COPD dreimal häufiger betroffen als Frauen. Rauchen wird als Hauptursache von COPD gesehen, aber auch die Schadstoffbelastung der Luft kann beitragen. Bei Rauchern ist meist der Vitamin C Status erniedrigt, weshalb auf jeden Fall supplementiert werden sollte. Auch Omega-3, Vitamin D und Kalzium sollten ergänzt werden.
Atemwege und Hausmittel
Es gibt ein paar Hausmittel, die bei Atemwegserkrankungen helfen können. Zum einen wirkt das Inhalieren mit isotonischer Kochsalzlösung sehr gut, aber auch das Inhalieren von Kräutern und ätherischen Ölen ist von Vorteil, diese befeuchten die oberen Atemwege und haben eine wohltuende Wirkung. Auch der Klassiker Tee ist ein gängiges Hausmittel. Zwiebelsaft hat wertvolle Inhaltsstoffe und wirkt schleimlösend. Quarkwickel können ebenso schleimlösend aber auch entzündungshemmend wirken.
Auch bei Kindern wirken diese Hausmittelchen. Viel Trinken, warme Brustwickel, ein Erkältungsbalsam und Ruhe sind auch zu empfehlen.