Heutzutage ist eine Unverträglichkeit von Gluten keine Seltenheit mehr. Was genau die Auslöser sind, warum Glutenintoleranz vermehrt vorkommt wird noch diskutiert. Experten sind sich hierbei noch uneinig. Es kommen, neben den Gluten, auch die sogenannten Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) infrage, die als Abwehr von Schädlingen, Parasiten und Pilzen eingesetzt werden.
Was sind Gluten?
Gluten, auch Klebereiweiß genannt, ist ein Sammelbegriff für ein Stoffgemisch aus Proteinen, das im Samen einiger Getreidesorten vorkommt. Gluten sind in Weizen, Gerste, Hafer, Roggen und deren Hybridarten wie z.B. Einkorn, Dinkel, Emmer, Kamut, Grünkern und Triticale enthalten.
Welche Symptome können bei einer Glutenunverträglichkeit auftreten?
Die Betroffenen leiden meist Stunden oder Tage nach dem Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln an körperlichen, psychischen oder neurologischen Beschwerden. Die Symptome reichen von generellen Verdauungsbeschwerden bis hin zu Stimmungsschwankungen und Muskelschwäche. Weitere Symptome sind Bauchschmerzen, Blähbauch, Blähungen, Übelkeit, Verstopfung, Durchfall, Kopfschmerzen, Migräne, Müdigkeit, Schwäche, Knochen- und Gelenkschmerzen, Muskelschwäche, Hautausschlag, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, depressive Stimmung und Blutarmut.
Wie wird eine Glutenunverträglichkeit diagnostiziert?
Bei der Glutenunverträglichkeit ist nur eine Ausschlussdiagnose möglich, sprich wenn man weder eine Weizen- noch eine Glutenallergie (Zöliakie) feststellen kann und sich die Symptome bei einer glutenfreien Ernährung schnell bessern, handelt es sich meist um eine Glutenintoleranz.
Was ist der Unterschied von Glutenintoleranz, Weizenallergie und Zöliakie?
Bei allen 3 Erkrankungen ist eine Unverträglichkeit von Gluten vorhanden, jedoch reagiert der Körper bei jeder anders. Eine Allergie ist ein „Fehler“ des Immunsystems. Das Immunsystem bildet Abwehrstoffe gegen harmlose Fremdstoffe. Das Immunsystem reagiert bei einer Weizenallergie unangebracht auf die eigentlich harmlosen Eiweißbestandteile des Weizen. Zur allergischen Reaktion kommt es erst, wenn die aufgenommenen weizenhaltigen Nahrungsmittel im Dünndarm verdaut werden.
Bei Zöliakie kommt es beim Verzehr von glutenhaltigen Nahrungsmitteln zur Bildung von Antikörpern im Blut und zur Schädigungen der Dünndarmschleimhaut.
Bei einer Glutenintoleranz kommt es im Gegensatz zur Weizen- und Glutenallergie zu keiner Bildung von Antikörpern. Durch den Verzicht von glutenhaltigen Lebensmitteln kann man die Symptome in den Griff bekommen.
Was hilft gegen eine Glutenintoleranz?
Im Gegensatz zur Zöliakie ist bei der Glutenintoleranz keine strikte Einhaltung einer glutenfreien Diät notwendig. Jedoch wird geraten auf glutenhaltige Lebensmittel zu verzichten, da meist eine schnelle Besserung der Symptome der Fall ist.
Bei einer Glutenunverträglichkeit wird zu einer Einnahme von Probiotika geraten, da sie gezielt die Darmflora unterstützen. Die Magen-Darm-Schleimhaut schützt den Körper vor schädlichen Substanzen. Ist jedoch die Funktion der Darmschleimhaut beeinträchtigt oder eine Störung der Schleimhautbarrierefunktion („Leaky-Gut-Syndrom“) vorhanden, führt dies zu einer erhöhten Durchlässigkeit von Allergenen, Toxinen und Pathogenen. Entzündungen und immunologische Stressreaktionen sind die Folge und es kommt zu einer Reihe an Beschwerden, die sich zu chronischen Krankheiten entwickeln können.
Glutamin gilt als der wichtigste Nährstoff zur Heilung des „Leaky-Gut-Syndroms“. L-Glutamin ist die häufigste ungebundene Aminosäure im menschlichen Körper und ist konditionell essentiell. Wenn der Spiegel an Serum-Glutamin zu niedrig ist, kommt es zu Entzündungen, Störungen der Darmbarriere und Durchfallerkrankungen bei Kindern. Bei bestimmten Umständen, wie Operationen, Verletzungen, Verbrennungen oder schwere Erkrankungen kann es sein, dass der Körper zu wenig L-Glutamin bildet, weshalb eine Zufuhr von außen notwendig wird. Klinische Beobachtungen und experimentelle Studien zeigen, dass Glutamin eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der Darmbarrierefunktion spielt.
Untersuchungen geben den Hinweis, dass eine zu geringe Zufuhr von Ballaststoffen eine Ursache für chronisch entzündliche Darmerkrankungen sein könnte. Ballaststoffe tragen einen wichtigen Teil zur Darmgesundheit bei, da sie mit ihren Polysacchariden als unverdauliche Nahrungsbestandteile einigen Arten von Darmbakterien als Nahrungsquelle dienen. In mehreren Studien hat man herausgefunden, dass diese Bakterien bei extrem ballaststoffarmer Ernährung eine alternative Nahrungsquelle nutzen und Polysaccharide des Schleims abbauen, der die Innenwand des Darms auskleidet.
Bei einer glutenfreien Ernährung kann es zu einer Unterversorgung von Vitaminen kommen.
Vitaminmangel bei Glutenunverträglichkeit?
Anhand mehrerer Langzeit-Studien in verschiedenen Ländern konnte festgestellt werden, dass es vor allem zu einem Mangel an Vitamin B12, Vitamin B6, Vitamin D, Calcium, Eisen, Folsäure, Magnesium, sowie Niacin (Vitamin B3), Riboflavin (Vitamin B2), Thiamin (Vitamin B1) und Zink kommt.
Weiters leiden Betroffene bei einer langfristig eingehaltenen glutenfreien Diät meist an einer Unterversorgung mit Ballaststoffen, wenn hauptsächlich glutenfreie Fertigprodukte konsumiert werden, welche oftmals primär aus Stärke bestehen. Deshalb wird dazu geraten, die glutenfreien Fertigprodukten durch sogenannten Pseudocerealien wie Amaranth, Buchweizen, Quinoa, Sorghum und Teff zu ersetzen. Weitere Studien haben gezeigt, dass durch den Konsum von Pseudocerealien die Aufnahme von Ballaststoffen, Calcium und Protein, bei Patienten mit Glutenunverträglichkeit deutlich verbessert wird. Bei einer glutenfreien Ernährung wird daher zu eine regelmäßige Überprüfung der Nährstoffzufuhr geraten.