Sie hat das Gesellschaftsbild der Frauen geprägt wie kein anderes Medikament – die Rede ist von der „Pille“. Eine wahre Erfolgsgeschichte, die vor über 50 Jahren begann. Die Möglichkeit, hormonell zu verhüten, hat das Leben von Frauen grundlegend verändert – der Weg zu Selbstbestimmtheit und Kontrolle über in Sachen Verhütung und sexueller Unabhängigkeit war und ist bis heute geebnet. Doch in Zeiten von Social Media und Co. häufen sich pillenkritische Statements und stehen längst nicht nur mehr im privaten Umfeld zur Diskussion – da bekommt „Frau“ das Gefühl, dass die Pille aus der Mode gekommen ist. Alles nur ein Hype oder Trend? Wie ist es um die Risiken und Nebenwirkungen von oralen Kontrazeptiva bestellt und welche Rolle spielen Mikronährstoffe?
Eine Erklärung, weshalb das Thema rund um die „Pille“ heute so kontrovers diskutiert wird, hängt sicherlich auch mit dem gegenwärtigen Zeitgeist zusammen, dem kritischen Konsumverhalten. Wer hinterfragt, welche Lebensmittel er konsumiert oder welche Art von Kleidung er trägt, fragt sich irgendwann auch, welchen Einfluss ein Hormonpräparat auf den eigenen Körper hat. Vor allem jüngere Menschen stehen hormoneller Verhütungsmethoden wie der „Pille“ immer öfter kritischer gegenüber. Doch warum ist das so?
Zahlen und Fakten rund um die „Pille“
Und dennoch – aktuelle Zahlen zeigen ein weit anderes Bild: Laut des neuesten Berichtes der WHO werden orale Kontrazeptiva von über 20 % der Frauen im gebärfähigen Alter in 27 Ländern weltweit verwendet, mit der höchsten Prävalenz in europäischen Ländern. In Deutschland und Österreich zählt die Antibabypille neben dem Kondom nach wie vor zu den am häufigsten angewendeten Verhütungsmitteln. In Zahlen ausgesprochen – allein in Deutschland zeigte eine repräsentative Befragung bei Frauen und Männern hinsichtlich ihres Verhütungsverhaltens, dass die Pille unter den wirksamen Methoden mit 47 % nach wie vor führend ist. Insgesamt haben über 900 sexuell aktive Frauen und Männer im Alter von 18 bis 49 Jahren an der Studie teilgenommen. Für die Wahl des Verhütungsmittels zählen in erster Linie der Sicherheitsaspekt, die Zuverlässigkeit, die einfache und bequeme Anwendung sowie eine gute Verträglichkeit gefolgt von einem geringen Nebenwirkungspotenzial. Es zeigte sich, dass sich im Laufe des Lebensalters auch das Verhütungsverhalten verändert. In der Gruppe der Zwanzigjährigen (18 bis 29 Jahre) findet man zwar den größten Anteil an Pillennutzerinnen (56 %), dennoch lässt sich ein Umdenken vor allem bei den jüngeren Erwachsenen feststellen. Interessant dabei: Gerade in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen manifestiert sich die rückläufige Pillennutzung am deutlichsten.
Rund die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage zu, dass die Verhütung mit der Pille negative Auswirkungen auf Körper und Seele hat. Betrachtet man die Altersgruppen, so ist die Zustimmung zur hormonkritischen Aussage bei den 18 bis 29-Jährigen am höchsten. Also doch eine Trendwende?
In der Gruppe der Zwanzigjährigen (18 bis 29 Jahre) findet man zwar den größten Anteil an Pillennutzerinnen (56 %), dennoch lässt sich ein Umdenken vor allem bei den jüngeren Erwachsenen feststellen
Was bewirkt die „Pille“ im Körper?
Die Antibabypille schützt vor einer ungewollten Schwangerschaft. Sie greift in den Hormonhaushalt der Frau ein und verhindert so, dass eine Eizelle in den Eierstöcken heranreift und es zu einem Eisprung kommt. Gewöhnlich handelt es sich um Kombinationspillen, die künstliche Hormone enthalten. Diese Hormone ähneln stark den körpereigenen weiblichen Geschlechtshormonen Östrogen und Gestagen. Bei Monopräparaten verhält es sich etwas anders, die beispielsweise nur Gestagen enthalten. Die sogenannte Minipille enthält ausschließlich Gestagen und wirkt über die Verdickung des Gebärmutterschleimes.
Die „Pille“ und ihre Auswirkungen auf Psyche und Co.
Eine der bekanntesten Risiken bei der Einnahme von oralen Kontrazeptiva ist die Thrombosegefahr. Besonders gefährdet sind Frauen, die rauchen, sich wenig bewegen und übergewichtig sind. Zu den seltenen, aber möglichen Nebenwirkungen zählen neben den Durchblutungsstörungen auch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Weitere unerwünschte Begleiterscheinungen wie Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust, Wassereinlagerungen oder Gewichtszunahme werden zu Beginn oft nicht mit der Pille in Zusammenhang gebracht. Stattdessen werden sie mit Stress in Beruf oder Freizeit bzw. ungesundem Lebensstil abgetan. Nach Absetzen der Pille klagen manche Frauen zudem über unreine Haut bis hin zu Haarausfall – wobei sich in der Regel die körpereigenen Hormone nach einiger Zeit wieder normalisieren. Und auch die depressiven Verstimmungen oder Stimmungsschwanken lassen nach.
Nach Absetzen der Pille klagen manche Frauen zudem über unreine Haut bis hin zu Haarausfall
Mikronährstoffmängel durch die „Pille“?
Ja! Die Pille ist ein wahrer Nährstoffräuber und hat sowohl Einfluss auf den Vitaminhaushalt als auch auf das Wohlbefinden. Durch die Einnahme der künstlich hergestellten Hormone läuft der Körper geradezu auf Hochtouren und verbraucht ein Vielfaches der Vitalstoffe. Leider werden Nährstoffmängel in Zusammenhang mit der Pille aber nach wie vor zu wenig beleuchtet. Die gilt es zu ändern, denn durch die Einnahme der Pille werden einige Vitamine und Mineralstoffe im Darm weniger gut aufgenommen oder vermehrt wieder ausgeschieden. Dadurch kann es zu einem Mangel kommen, der Beschwerden wie Unwohlsein, Depression und Reizbarkeit begünstigt.
Studien belegen, dass orale Kontrazeptiva den Mikronährstoff-Haushalt durcheinanderbringen. Dies betrifft vor allem die lebenswichtigen Vitamine der B-Gruppe (z.B. Folsäure) und Mineralstoffe (z.B. Magnesium und Zink). Letztere sind im Körper an mehr als 300 Stoffwechselvorgängen als Co-Faktoren beteiligt und daher besonders wichtig. Verringerte Blutspiegel an Folsäure, Vitamin B6, Vitamin B12, Vitamin C, Magnesium und Zink sind die Folge. Das Problem dabei: Orale Kontrazeptiva benutzen im Körper sowohl für die Aufnahme, Verstoffwechselung und Ausscheidung die gleichen Stoffwechselwege wie Vitamine und Mineralstoffe. Dabei konkurrieren Pille und Vitamine um die gleichen Enzyme und Transporter.
Ebenso steigt der Vitamin B6-Bedarf durch die hormonelle Verhütung an. Vitamin B6 spielt eine Rolle bei der Funktion von Psyche und Nervensystem. Außerdem ist B6 unerlässlich für die Regulation der Hormontätigkeit und zentraler Co-Faktor bei der Umwandlung der Aminosäure Tryptophan in das Hormon Serotonin. Serotonin wiederum beeinflusst die Stimmung und löst Glücksgefühle aus, es kontrolliert den Appetit und erhöht die Stresstoleranz. Nicht zu vergessen: Vitamine B2, B12 und Vitamin C, die den Energiestoffwechsel und das Nervensystem zusätzlich unterstützen.
Auf was sollte „Frau“ nach Absetzen der „Pille“ achten?
Tatsache ist, dass Frauen, die über einen längeren Zeitraum mit der Pille verhüten, in der Regel unter chronischem Nährstoffstoffmangel leiden, den es zu ausgleichen gilt. Um den Körper wieder in Balance zu bringen sollte eine vielfältige und abwechslungsreiche Ernährung an der Tagesordnung stehen. Eine weitere Möglichkeit und um den hohen Bedarf gerecht zu werden, bieten wohldosierte Mikronährstoff-Präparate, die alle wesentlichen Nährstoffe in einem klug durchdachten Verhältnis kombinieren.
Ein besonderes Augenmerk gilt der Folsäure – insbesondere beim Thema Kinderwunsch: Nach Absetzen der Pille ist auf eine ausreichende Zufuhr an Folsäure zu achten, da es für das Wachstum des mütterlichen Gewebes während der Schwangerschaft notwendig ist. Folsäure ist für die Zellteilung, die Blutbildung und die Psyche wichtig. Die ergänzende Aufnahme von Folsäure erhöht bei Schwangeren den Folatspiegel. Ein niedriger Folatspiegel ist bei Schwangeren ein Risikofaktor für die Entstehung von Neuralrohrdefekten beim heranwachsenden Fötus. Neben Folsäure sind auch Eisen, Zink, Vitamin B12, Calcium, Vitamin D, Jod und Omega 3 Fettsäuren essenziell.
Tatsache ist, dass Frauen, die über einen längeren Zeitraum mit der Pille verhüten, in der Regel unter chronischem Nährstoffstoffmangel leiden
Fazit
Eines ist klar: Die Pille ist und bleibt eines der wichtigsten Verhütungsmittel für Frauen auf der ganzen Welt und ist aus dem Liebesleben nicht mehr wegzudenken. Die Risiken und Nebenwirkungen zu kennen ist ein wesentlicher Faktor im richtigen Umgang mit oralen Kontrazeptiva. Um Veränderungen im Stoffwechsel erst gar nicht aufkommen zu lassen, sollten hormonell verhütende Frauen unbedingt auf eine adäquate Mikronährstoffversorgung achten.